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Hm Tech

Dinge kaufen als Minimalist

Als angehender Minimalist will man sich ja am liebsten von Dingen „befreien“. Das ändert nichts daran, dass man einige Sachen ja schon braucht und damit hin und wieder etwas kaufen muss. Das Schlimme daran ist, dass die Dinge, die man dann kauft, immer teurer werden. Man legt plötzlich Wert auf Qualität, hofft vielleicht sogar, dass sie die letzten sind, die man jemals kauft.

Aktuell brauche ich mal wieder ein paar Klamotten, vor allem aber ein neues Smartphone. Die Idee, ich wechsle von einem teuren iPhone zu einem billigen Android, scheint nicht aufzugehen. Das Xiaomi 12X war einfach zu schlecht dafür. Das Samsung S22+, das ich gerade teste, überzeugt mich auch nicht restlos. Ich mag Samsung, aber richtig zufrieden wäre ich wohl erst mit dem S22 Ultra, das mehr oder weniger genauso viel kostet wie ein iPhone 13 Pro Max. Jeweils weeeeiiit über 1.000 Euro.

Jemand noch ne Idee, was ich da nehmen kann? Ich mag sonst noch Oppo, aber das Find X5 Pro ist leider auch nicht viel billiger (und besser auch nicht). Das Pixel 6 Pro ist mir „zu viel Google“, vielleicht noch OnePlus?

Ich treffe Boris! :)) Der erste Netzmensch seit Jahren, den ich persönlich kennenlerne. Hoch geschätzter Kommentator dieses Blogs, ich habe ihn jahrelang scherzhaft (?) „meinen einzigen Leser“ genannt. Jetzt, also in knapp 2 Wochen, ist es so weit. Ich bin sehr gespannt!

Ich hole gerade „The Office (US)“ nach (gibt es auf Netflix). Und meine Güte, macht das Spaß! Ich hab immer gedacht, das wäre mehr oder weniger das Gleiche wie „Stromberg“. Der Humor ist aber doch deutlich ausgefeilter, tiefsinniger und – wenn auch manchmal ähnlich fremdschämig – irgendwo etwas herzlicher. Jim etwa treibt zwar auch Scherze mit dem überambitionierten Dwight (großartiger Charakter, meisterhaft gespielt von Rainn Wilson!). Am Ende schlägt der sich aber meist selbst, während das, was Ulf mit Ernie bei Stromberg macht, klares Mobbing ist. Es ist nicht immer nur lustig, manchmal ist es wie das Treffen mit guten Freunden, irgendwie einfach gemütlich. Bei der einen oder anderen Folge bin ich aber ohne Übertreibung vor Lachen fast vom Stuhl gefallen. Etwa wenn Dwight in Folge 4.3 gegen den neu geschaffenen Online-Shop antelefoniert oder Michael sich in Folge 4.14 „rührend“ um den zu verabschiedenden Toby „kümmert“.

Von den gleichen Drehbuchautoren stammt auch „Upload“ auf Amazon. Sollte man vielleicht als nächstes nachholen.

Daily sort-out, Spätsommer in Scheveningen:

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Hm

Sommer

Seasonal Affective Disorder ist ein Phänomen, das laut Studien angeblich nur 10 Prozent der Menschen selbst im nördlichsten US-Bundesstaat Alaska befällt. Es führt zu einem gesteigerten Bedürfnis an Schlaf, Essen und außerdem zu Angststörungen. Zu Antriebslosigkeit sowieso. Wikipedia Deutschland übersetzt es schlicht mit „Winterdepression“. Sorry, ich habe vergessen, wo ich das eigentlich aufgeschnappt habe.

Während ich zum einen weiß, dass ich davon betroffen bin, wundert es mich zum anderen, dass es nur so wenige Menschen betrifft. Laut dem Wikipedia-Beitrag sind es zwar 20 Prozent in Irland, aber nur 3 Prozent in den Niederlanden. Auch in Island sollen die Zahlen weit niedriger liegen als anderswo, angeblich auf Grund des hohen Fischkonsums dort.

Also Fisch gegen Winterdepression. Wäre einen Versuch wert. Oder aber: woanders hinziehen. Just heute, als temporär der Sommer raus kam, ging es mit meiner Laune auch direkt aufwärts. Wie sie das auch schon in Singapur die meiste Zeit tat. Wem will ich hier eigentlich etwas vormachen? Der deutsche Winter ist nichts für mich. Ich habe die Möglichkeit, woanders zu leben. Sobald ich weiß, wo, und was ich gegen Einsamkeit tun kann, sollte ich es in die Tat umsetzen. Natürlich gilt es erst einmal herauszufinden, wo es sich eigentlich gut leben lässt.

Daily sort-out. Hach, Scheveningen, schoonheid aan zee!

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Argh

Kleinigkeiten in Summe

Nicht zu wissen, was als nächstes kommt, kein klares Ziel zu haben, eigentlich gar nicht zu wissen, worauf man zielen soll, ist eine der unangenehmsten Erfahrungen, die ich kenne. Das muss in Richtung dieser Perspektivlosigkeit gehen, von der man so oft hört. Mit dem Unterschied, dass ich im Moment leistungsfähig und topfit bin, also eigentlich alles machen könnte, erst einmal nur wissen müsste, was.

Bin in der Krise.

Eine tägliche Routine zu haben, ist toll und erdet. Bis zu dem Moment, wo einem das alles zu viel wird. Täglich meditieren, lesen, ein Kapitel für den Reiseführer schreiben, Vokabeln lernen, Dinge aussortieren, Ukulele lernen, Sport treiben…

War vielleicht alles auch wirklich bisschen viel auf einmal… Zumindest an den Wochenende werde ich mit einigen davon mal pausieren.

Zu viele Kleinigkeiten machen den Stress. Mein Induktionskochfeld ist kaputt seit ich aus Singapur wieder da bin, und ich habe mich noch nicht drum gekümmert, weil mir das Vorstellungsvermögen dafür fehlt, wen ich dafür eigentlich anrufen könnte. Ich weiß, das wäre innerhalb einer halben Stunde herauszukriegen und jemand damit zu beauftragen. Ich nenne es meinen blinden Fleck, auch wenn ich das Feld gestern immerhin schon einmal aus der Halterung gehoben (und einen Plastiktortenheber dabei kaputt gemacht) habe.

Gerade war ich mal wieder auf Amazon und aus irgendeinem Grund ist der Account seit Wochen auf Englisch eingestellt und zeigte mir auch Angebote in Pfund an. Wenn ich Bilder aussortiere, tue ich das am liebsten im Finder im Mac. Ich drücke auf die Leertaste, sehe dann das Bild in voller Größe, ohne es mit einer App öffnen zu müssen, und scrolle dann mit den Pfeiltasten zum nächsten. Nur dass im aktuellen macOS das Bild nicht mehr in Gänze angezeigt wird, sondern nur noch in einer kleinen Vorschau. Abhilfe im Netz sagt: Mac neu starten. Ich muss also alle paar Tage den Mac neu starten, bevor ich aussortieren kann, was mich wertvolle Minuten kostet… Den WordPress-Entwicklern würde ich ohnehin am liebsten links und rechts ein paar dranhauen für einige Usability-Fails. Zum Beispiel kann ich die Überschrift eines Beitrags manchmal anwählen und markieren, aber nicht verändern. Dann springt der Browser ein paar Blöcke runter. Sämtliche Smartphones nehmen Audios und Videos in m4a, m4v oder mov auf. Aber WordPress erlaubt genau diese Formate nicht…

All das sind Kleinigkeiten, die sich summieren und die bei mir meist der Anfang vom Ende sind, wenn ich zu viele davon zu lange ignoriere. Ist ja schön, dass das Leben nicht langweilig wird, aber das würde es so eigentlich auch nicht. Mir meistens eigentlich am liebsten, wenn Dinge einfach funktionieren.

Was ist los?!

Daily sort-out:

Bonner Skyline:

Just moved to Scheveningen, Sep. 2021:

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Hm

Wie soll’s weitergehen?

Beschlossen, dass ich Bonn nicht eher verlasse, als bis ich fertigminimiert bin/habe. Mich selbst und all mein Zeug. Das ist idealerweise diesen Sommer so weit. Meine beiden besten Freunde werden aus Bonn wegziehen, mich hält dann hier nicht mehr all zu viel eigentlich, auch wenn ich natürlich viele tolle Menschen hier kenne und sehr vermissen würde. In Bonn habe ich ansonsten alles gesehen und das engt mich ein. Klar, die Stadt hat gute Chancen, sich noch einmal richtig auf links zu drehen. Und hoffentlich tut sie das in diesem Jahrzehnt auch noch einmal richtig; es wäre wünschenswert! Aber irgendwie fühle ich mich beinahe zu alt dafür, um noch Teil davon zu sein, gleichzeitig zu jung, um mich hier schon zur Ruhe zu setzen. Ich glaube, ich würde gerne weg.

Ich weiß aber überhaupt nicht wohin, und dieses Nichtwissen macht mich bekloppt. Ich bin niemand, der schnell Freunde findet, geschweige denn eine Lebenspartnerin. Ich habe Tinder durchgespielt und das Ende war lange nicht so gut wie die vorletzte Staffel… Ich lerne hin und wieder eine Frau kennen, die ich charmant finde und mit der ich mir vorstellen könnte, eine Beziehung einzugehen. Aber es ist dann immer einseitig, von den Frauen kommt nie etwas zurück. Was vermutlich wiederum an mir liegt.

Denke ich noch einmal genau drüber nach, klingt eine Weltreise eigentlich immer realistischer. Vielleicht sogar der jecke Plan, den mir Gott (?) vor beinahe 10 Jahren am heiligen Abend in der Kirche zugeflüstert hat: mit dem Auto nach Australien zu fahren. CO2-Fußabdruck? Ziemlich hoch. Vielleicht darf ich auch ein E-Auto nehmen oder ein überdachtes Fahrrad, wenn das auch als Auto zählt.

Mal Gott fragen…

Daily sort-out:

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Argh

Feige Außenpolitik

Sagen wir’s mal so: Unsere neue Regierung ist noch recht frisch im Amt, viele sitzen zum ersten Mal auf einem Minister:innenposten. Und ich bin dankbar für jeden Tag, an dem der selbstgefällige bayerische Hinterwäldlerstammtisch (CSU) nicht an der Macht ist. Bin also eigentlich ganz froh über den Regierungswechsel.

Dass sie aber nicht einmal diesen halbgaren Kompromiss von Impfpflicht durch den Bundestag bekommen hat, ist schon ein schwaches Bild für die Ampel. Von der angekündigten Impfpflicht für alle möglichst schnell war ja sogar nur noch ein Wischiwaschi-Vorschlag übrig geblieben, eine Impfpflicht für alle ab 60 irgendwann im Herbst. Noch nicht einmal alle eigenen Abgeordneten haben da jetzt mitgemacht. Impfpflicht vom Tisch. Schon schwach.

Viel mehr ärgert mich allerdings die feige Außenpolitik. Russland aus Swift ausschließen? Recht früh die meisten EU-Staaten dafür, außer? Deutschland. Viele europäische Nato-Staaten, die noch mehr vom russischen Öl und Gas abhängig sind als wir, sagen: sofort Schluss damit! Ausnahme? Deutschland. Ab sofort keine Steinkohle mehr aus Russland beziehen, die ohnehin nur 10 Prozent der in der EU verbrauchten Steinkohle ausmacht. Auf eine 4-monatige Übergangszeit pochend: Deutschland. 4 Monate Übergangszeit kosten 4 Monate lang Menschenleben. Immer der Verzögerer, der Zauderer, der kühle Rechner: Deutschland.

Ja, alles schlecht für die Wirtschaft wenn sofortiger Stopp und Einbußen für alle. Aber es ist gottverdammtnochmal Krieg, wir müssen Opfer bringen. Was hätten wir denn getan, wenn Russland uns angegriffen hätte? Weiter Kohle und Gas von denen beziehen?

Beim Aufräumen hinter der Flurkommode gefunden. Wo um alles in der Welt kommt der her? Zwischenmieter, ist das deiner? Ich bin ja mittlerweile so digital, ich hab nicht einmal mehr eine Kamera…

Bin aktuell süchtig nach dem Zeug. Ich verlängere die meist mit nem Gemüse, das ist dann 1 von 2 Mahlzeiten von mir am Tag. Und die von Maggi sind wirklich klasse. Ist sogar bisschen weniger Chemie drin als in denen vom Asia-Mann. #aktionfinalesabnehmen

Daily Sort-out, Sommer 2021:

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Yeah

Extrem ehrlich kommunizieren II

Würde man ein Buch über diesen Abend schreiben, könnte man ein Vermögen machen. 🙂 Aber das widerspricht – aus gutem Grund! – den Regeln, und daran halte ich mich natürlich. Zumal die letzte Frage des Abends war: Was sind deine Fetische, wie viel Geld hast du auf dem Konto, wen würdest du gerne verschwinden lassen?

Als die ersten beiden Teilnehmer zur letzten Frage wie aus der Pistole geschossen antworteten „Meine Freundin!“ war das Gelächter groß. Die Frage mit den Fetischen allerdings war zugleich die größte Herausforderung für die meisten (für mich auch) als auch die erkenntnisreichste. Vor allem deswegen, weil jeder da etwas zu sagen musste und es auch offen getan hat, egal ob Männlein oder Weiblein. Dass in der Gruppe danach jeder von jedem wusste, dass jeder auf seine oder ihre Art speziell ist, hat uns in dem Moment alle gleich gemacht und in eine sehr gelöste, fröhliche Stimmung versetzt.

Als ich danach noch mit einer anderen Kursteilnehmerin die 45 Minuten in der Bahn zurück nach Bonn gefahren bin, haben wir uns völlig unverkrampft unterhalten, trotz des intimen Wissens, das wir kurz vorher übereinander gesammelt hatten. Ich habe mich ehrlich sogar schon lange nicht mehr so gut mit jemandem unterhalten und mir die andere Person auch kein einziges Mal weggewünscht, was mir normal bei den meisten neuen Bekanntschaften erst einmal so geht.

Einer Fehler zugeben als Politiker? Das sollte einer zwar nicht jeden Tag müssen, aber bei so etwas wie einer in der Zukunft liegenden Formalität wie jetzt der Lauterbach oder zur Not auch im Nachhinein wie Steinmeier im Hinblick auf Putin: warum denn nicht? Ich erinnere mich damals an die Netzsperren-Debatte von Ursula von der Leyen (zu der Zeit noch Familienministerin), die selbst dann nicht von ihrer Linie abgewichen ist, als alle Fachleute ihr vehement davon ab- und zu Anpassungen geraten haben und sie es irgendwann auch selbst eingesehen haben muss (dumm ist sie ja eigentlich nicht). Trotzdem hat sie den Gesetzesentwurf wider besseren Wissens und besserer Möglichkeiten durchgepeitscht. Das war schlechte Politik.

Trivia Quest ist Netflix‘ erste Gameshow, die man interaktiv spielen kann. Ist ganz nett und gar nicht sooo einfach, wie die kindliche Grafik es vermuten lässt:

Daily sort-out, immer noch Nederland-fietstocht 2021:

Gouda:

Utrecht:

Pompöses Denkmal (vergessen welches):

Veluve:

Arnhem:

Düsseldorf:

Tier:

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Right

Auf Unmut freundlich reagieren

Vorgestern sprach ich ja schon über die überraschende De-eskalation vor meinem Haus. Heute kam mir der Gedanke, das noch weiter zu professionalisieren.

Für gewöhnlich geht man ja aus dem Haus und wappnet sich für die ganzen Idioten, die man unterwegs zweifellos treffen wird. Und man reagiert dann auch entsprechend, wenn einer nicht bei Drei zur Seite gesprungen ist, wenn man gerade vorbei möchte. Ich zumindest. Hin und wieder wird man sogar angepflaumt für irgendwas, obwohl man gar nichts getan hat. Ich brülle dann für gewöhnlich zurück.

Müsste man nicht, klar. Aber noch besser wäre es ja eigentlich, sich erst gar keinen Schuh irgendeiner Art anzuziehen, komplett über allen Dingen zu stehen, Verständnis zu zeigen, über den Affront des anderen herzlich zu lachen, freundlich aber bestimmt zu antworten, vielleicht sogar ein wenig Eigenverschulden einräumen und dem Anderen entgegenkommen statt ihn kleinzumachen.

Es sind ja eben nicht nur alles Idioten da draußen. Die meisten Menschen sind eigentlich auf Zack, sie sind nur genauso genervt von allem und jedem, und das potenziert sich dann, wenn man es nicht stoppt.

Ich versuche das mal, und ich ahne, dass das hammerhart werden wird, besonders wenn ich Ende des Monats für eine Woche nach Berlin fahre.

Ergänzung zu gestern: Auf CGTN ist heute zu lesen, dass die von der Firma Maxa bereitgestellte Satellitenbilder über Butcha die russische Argumentation klar widerlegten, die Toten stammten aus der Zeit nach dem russischen Abzug. Gleichzeitig trafen sich der chinesische mit dem ukrainischen Außenminister, und auch China fordert nun Friedensgespräche für die Ukraine. Wenn nicht einmal mehr dein Best Buddy dein Gesülz hören will, dann wird’s auch langsam einsam um dich.

Und wenn Wolodymyr Selenskyj den UN-Sicherheitsrat fragt, wo eigentlich der UN-Sicherheitsrat ist und wozu es ihn gibt, wenn Russland ja eh jedes Veto blockieren könne. Dann frage ich mich, warum das nicht schon längst mal jemand gesagt hat. Der UN-Sicherheitsrat ist in der Form ein Witz.

Energiesparen mit Guns N’Roses: Ich habe mir die letzten Tage angewöhnt, schnell zu duschen und den Hahn dabei einfach weitestgehend zuzudrehen, statt wie früher voll auf. Ist das Wasser zu kalt, drehe ich den Kaltwasserhahn weiter zu und nicht den Heißwasserhan auf. Also kurz duschen und dabei wenig heißes Wasser verbrauchen – sollte ja eigentlich schon was bringen. Wie time ich das? Indem ich Songs über den Google Nest Audio abspielen lasse. Ich empfehle die Powerballaden von Guns N’Roses wie Patience oder Sweet Child o‘ Mine, weil die um die 6 Minuten dauern. Das reicht für duschen, abtrocknen, einkremen, wieder anziehen. Vorher ausziehen natürlich auch.

Daily sort-out: lekker vacantie met de fiets op Nederland, zomer 2021:

Amsterdam zonder veel toeristen <3:

Rotterdam <3:

De mooie Nederlandse landschap:

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Hm

Narrative und Wahrheit

Jetzt einfach nur mal angenommen, Russland hätte Recht: Man würde da eine Militäroperation fahren, um Russen in den „Donbass-Republiken“ (sic!) beizustehen, die seit Jahren vom ukrainischen Regime drangsaliert würden (Quelle: SNANews)… Dann frage ich mich doch, warum man deswegen eine Stadt wie Mariupol, die gar nicht in den beanspruchten Gebieten liegt, dem Erdboden gleichmachen musste. Warum man Städte wie Charkiw bombardierte, in denen hauptsächlich russischstämmige Menschen wohnen. Warum man Flüchtlingsbusse nicht passieren lässt. Oder warum von Russland gelenkte Medien in den News auf den Vorwurf mit 400 Toten Zivilisten in Butscha gar nicht eingehen, noch nicht einmal das russische Narrativ, das sei vom Westen „inszeniert“, um Russlands Ruf zu schaden. Dann ergeben 1 und 1 nicht so wirklich 2.

Aber nur mal angenommen, entweder eine oder beide Seiten lügten. Und weil in einem Krieg ohnehin die Wahrheit zuerst stirbt. Wo würde man dann eigentlich noch unabhängige Nachrichten finden? Bei den Chinesen?

Ich habe mich tatsächlich mal auf CGTN umgeschaut, dem englischsprachigen Auslandsnachrichtensender Chinas, der direkt der Kommunistischen Partei untersteht und von ihr betrieben wird. China steht hier interessanterweise zwischen mehreren Stühlen, hatte selbst eine kriegerische und expansive Vergangenheit (Tibet), wird Menschenrechtsverletzungen beschuldigt (Uiguren), befindet sich mit den USA im Handelskrieg, steht international oft auf der Seite Russlands, braucht aber auch Europa und den Nahen Osten als Absatzmarkt. Und jetzt kommt der Ukrainekrieg. Wie reagiert CGTN?

Überraschend objektiv:

  • In einem Video besucht ein TV-Team verwüstetes Kriegsgebiet nach dem Abzug russischer Truppen. Der Reporter berichtet objektiv über das, was er sieht, zerstörte Ortschaften, von Panzern plattgewalzte Autos, aber auch tote russische Soldaten, die wohl gerade auf dem Rückzug waren.
  • Ein Kommentar befasst sich damit, dass Kriege wie der in der Ukraine auch ein Krieg der Medien um die Wahrheit sei.
  • Ein Nachrichtenbeitrag thematisiert Butcha und dass ein Kreml-Sprecher Videos und Bilder über Tote als „Fake News“ bezeichne, während einzelne Europäische Länder und die Ukraine Russland dafür verantwortlich machten.
  • Der Live-Ticker rattert ohne Meinung die Nachrichtenlage runter. Dass russische Truppen sich aus einzelnen Gebieten zurückgezogen hätten, dass aber auch der Bürgermeister von Mariupol beschreibt, dass die Stadt zu 90 Prozent zerstört sei. Jede Nachricht mit Hinweis auf die Quelle, die es gesagt hat. Der Nachrichtenticker selbst trägt den Begriff „Ukraine Russia Border Crisis“ in der URL.

Der Rest der Nachrichten über die Ukraine auf CGTN ist ähnlich neutral von chinesischer Seite her. Etwa dass Sanktionen weit reichenden Einfluss auf die Weltwirtschaft hätten. Geht es um die USA und Joe Biden, werden die Kommentaren auch schon mal deutlicher und kritischer. Was die Geschehnisse in der Ukraine anbelangt: objektiver geht es kaum. Interessant!

Könnte das die Lösung sein, über einen Krieg medial zu berichten? In unseren Medien herrschen in der Tat derzeit Meinungen vor. Es beeinflusst uns, wenn die Nachrichten mit einem Politiker aufmachen, der schärfere Sanktionen fordert, damit sollten wir uns unsere Meinung doch selbst bilden, so gut es eben geht. Die offensichtlichen Gräueltaten in Butscha wurden von Journalisten belegt. Bilder und Videos dazu gingen heute um die Welt. Dass Russland hier „Fake News“ schreit oder von einer amerikanischen Inszenierung spricht, klingt billig und ist es wahrscheinlich auch. Kann eine unabhängige internationale Kommission hier die „Wahrheit“ aufdecken? Aber welche Organisation ist schon wirklich unabhängig? Die Chinesen? Natürlich auch nicht. Es ist schwer…

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Yeah

Freundlich sein ist anstrengend, aber möglich

Das habe ich auch noch nicht erlebt. Ich komme vom Sport mit dem Rad wieder und wechsle kurz vor unserem Haus auf den Bürgersteig, weil von der Straße aus meist alles zugeparkt ist. Natürlich steige ich für die letzten 20 Meter nicht mehr ab. Ausgerechnet jetzt kommt mir aber ein Fußgänger entgegen, ein älterer Herr.

Er wechselt von links nach rechts und wieder nach links und sieht allgemein unzufrieden aus, dass ich da jetzt fahre. „Und wo soll ich hin?“, fragte er schließlich, als ich weiterfahre und wir Augenkontakt aufgenommen haben. „Na ja, an den Rand oder so“, entfällt es mir. „Die Straße ist da vorne, da müssen Sie hin“, wehrt er sich. „Ja, aber ich wohne hier, ich muss hier lang“, entgegne ich und fahre an ihm vorbei.

Ich bin eigentlich aber gut drauf, und vielleicht liegt es daran, dass ich zur Abwechslung meinen letzten Satz recht freundlich formuliert hatte, dass nun etwas Überraschendes passiert.

„Ah“, höre ich es plötzlich einige Meter laut hinter mir, als ich vor unserem Haus absteige und mich neben mein Rad stelle. „Sie wohnen ja wirklich da“, ruft der Mann mir hinterher. „Das habe ich nicht gewusst. Entschuldigung!“

Ich drehe mich zu ihm um, hebe die Hand und rufe: „War auch nicht böse gemeint. Tut mir Leid!“

Wir nicken uns zu, lächeln tatsächlich ein wenig dabei, und dann geht jeder seines Weges.

Holla, die Waldfee! Normal bin ich im Straßenverkehr kein Kind von Traurigkeit, ärgere mich über anderer Leute Marotten und brülle auch schon mal einen an, der meint, mir sein Verständnis der Straßenverkehrsordnung aufdrücken zu müssen. Aber etwas derart de-eskalieren lassen, das habe ich noch nie.

Und meine Güte, war das anstrengend!

Heute bei den Bonn International Toastmasters. Ist etwas anders, als ich mir das vorgestellt habe. Zum einen folgt die Gruppe (wie wohl alle Toastmasters) einem relativ streng formalisierten Programm. Zum anderen halten sie ihre Präsentationen auf Englisch. Ganz angenehm war das eigentlich trotzdem, und auch mein englischer Vortrag aus dem Stegreif zum spontan vorgegebenen Thema „What is the one thing that made a big change in your life you last year“ funktionierte recht gut und kam gut an. Hab als (sehr freundliches) Feedback bekommen, ich könnte beim nächsten Mal vielleicht noch etwas mehr meine Zuhörer:innen angucken statt der Decke. Okay, werde ich versuchen… ?

Es gibt aber auch eine deutschsprachige Gruppe. Hätte vielleicht auch was, es erst einmal mit der zu probieren. Bin auf jeden Fall nach wie vor überrascht, wie selbstverständlich ich mittlerweile neue Dinge ausprobiere und überhaupt keine Angst mehr habe, zu so etwas zu gehen. Seltsam.

Die Veranstaltung war in den neuen Design Offices (ziemlich cool!) in der Nähe des Hauptbahnhofs. Nach der Veranstaltung unterhalte ich mich draußen noch ein wenig mit dem anderen Gast, einer Kroatin. Wir gehen ein Stück zusammen, die Ampel vor dem Gebäude ist rot. Aber weil es schon spät abends ist und weit und breit kein Auto kommt, gehe ich einfach bei Rot über die Straße.

Die Kroatin kann es kaum fassen und hält sich vor Freude den Bauch: „Dass hab ich ja noch nie gesehen, dass ein Deutscher bei Rot über die Ampel geht! Und ich wohne seit 13 Jahren hier.“

„Ja nun“, entgegne ich. „Da war ja niemand, auf den wir hätten warten müssen. Außerdem war ich jetzt viel im Ausland.“

Wir kommen noch ein wenig auf Deutschland und den Straßenverkehr zu sprechen. Manchmal, sagt sie, schimpfen andere Leute auch hinter ihr her, wenn sie eine Verkehrsregel missachtet. Oh ja, sage ich, das kenne ich aber auch wirklich nur aus Deutschland. Bei Rot über die Ampel gehen, kostet auch anderswo eine Strafe, weswegen es dann kaum einer tut (in Singapur zum Beispiel). Aber andere Leute auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machen, selbst wenn es nur Kleinigkeiten sind? Habe ich selten bis nie im Ausland mal erlebt.

Ihr?

Auf dieses Blitzrezept bin ich jetzt fast ein bisschen stolz:

  • Auflaufform füllen mit: Gnocchi, Sauerkraut, Veggi-Hack, Kräuter-Creme-Fraiche. Alles vermengen.
  • 1-2 Scheiben Höhlenkäse auseinanderzupfen und damit garnieren.
  • Für 20 Minuten bei 200°C in den Ofen.
  • ??

2 Minuten Zubereitungszeit!

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Hm

Rezession oder Menschenleben?

Heute Abend ein Makroökonom (Namen leider vergessen) im Programm von Deutschlandfunk Nova. Was denn wäre, fragt die Moderatorin, wenn Russland uns wirklich den Öl- und Gashahn abdrehen würde. Was würde das für die deutsche Wirtschaft bedeuten?

Nun, dann würde Deutschland in die Rezession schlittern, sagt der Ökonom. Sein Institut hätte errechnet, dass die Wirtschaft dann 2022 um 2 Prozent schrumpfen würde. Das wäre in etwa vergleichbar mit 2020, als die Wirtschaft wegen der Corona-Pandemie in die Rezession schlitt.

Und was würde das für die Bürger bedeuten? Blieben dann im nächsten Winter die Wohnungen kalt? Nun, das hänge davon ab, was jetzt wirklich passieren würde. Einen Teil des russischen Gases (macht 55 Prozent der aktuellen Liefermenge aus) könne ersetzt werden. Aber wenn es nicht anders ginge, dann könnten die nächsten Monate noch für eine Kraftanstrengung verwendet werden, um möglichst viele Gebäude mit alternativen Heizmethoden umzurüsten. Unmöglich wäre das zumindest nicht.

Nichts ist einfach in der Politik. Ob ein Verzicht auf russisches Öl und Gas wirklich dafür sorgt, dass Putin schon nächste Woche kein Geld mehr hat, um seinen hirnlosen Krieg zu finanzieren – ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Und ja, es mehren sich die Anzeichen, dass das alles gar nicht nötig sein könnte, dass die Ukraine und Russland sich in Bälde vielleicht auf einen Waffenstillstand einigen und die Ukraine sich damit zufrieden gibt, ein blockfreier Staat zu sein.

Aber es wirft ein richtig schlechtes Licht auf Deutschland. Wir wägen ab. Menschenleben gegen leichte Rezession. Irgendwo las ich auch, wir hätten uns mit diesem Krieg abgefunden und würden nur noch seine Folgen verwalten. Gelb-blaue Flaggen hissen, Flüchtlinge aufnehmen, Trost spenden, Waffen liefern. Wegen 2 Prozent Wirtschaftsabschwung? Das ist uns also wirklich wichtiger, als dass ein paar Kilometer von uns entfernt Tausende sterben? Ich verstehe das alles nicht. Wo ist unser Mitgefühl, wo ist unsere Moral? Was ist denn bloß los mit diesem Land?

„Lara“: Schade, dass Jan-Ole Gerster nur alle paar Jahre einen Film dreht. Sein Erstlingswerk „Oh Boy“ ist seitdem einer meiner Lieblingsfilme. „Lara“ erzählt eine ganz ähnliche Geschichte, aber diesmal aus Sicht einer 60-jährigen Frau, die Geburtstag hat, mit der aber keiner irgendwie feiern will. Ist wohl schon von 2019, mir irgendwie durchgerutscht, aktuell aber in der Arte-Mediathek verfügbar. Lohnt sich, ist toll!

Hab meinen GMail-Speicher geleert. Beitrag dazu in Kürze im Trendblog. Früher warb Google mal damit, man müsse nie mehr eine E-Mail löschen. Heute musste ich das doch. Ich war bei 14,81 von 15 freien GB, nach ein paar Klicks sind es jetzt nur noch 6,29 GB.

Es waren allerdings ein paar Klicks mehr, als ich dachte, und Google hat es mir nicht erspart, E-Mails mit großen Anhängen noch einmal von Hand durchzugehen. Darunter waren auch Mails vergangener Liebschaften; gemeinsame Fotos, eine bedankte sich für das schönste Geburtstagsgeschenk, dass sie jemals bekommen hätte… Heute passiert mir sowas nicht mehr, man schreibt sich irgendwie einfach nicht mehr. Na, schönen Dank jedenfalls, Google, für die Erinnerung……