Letztes Jahr, etwa um diese Zeit, fuhr ich spontan für eine Woche nach Triest. Ich startete in Koblenz, schlug mich irgendwie nach München durch, nahm von dort den Nachtzug nach Udine, war morgens in Triest. Schaute mir die Stadt an, verließ sie am nächsten Morgen wieder, weil sich eine Regenfront ankündigte, endete in Kroatien, traf fantastische Leute in Hostels, flog über Manchester zurück, hatte eine der besten Wochen meines Lebens.
Das wollte ich dieses Jahr wieder machen, nur woanders hin. Nach meinem letzten Porto-Besuch sah ich im Flugzeug-Magazin, wie dort Würstelstände in Wien als Weltkulturerbe angespriesen wurden. Fand ich witzig, wollte ich hin. Zurück zuhause buchte ich ein Bahnticket nach Wien. Gar nicht teuer und die Bahn würde direkt durchfahren. Und von da? Mal schauen. Problem nur: Die Herbstdepression hatte mich da längst gepackt und ich wusste bis kurz vor Antritt der Fahrt noch nicht, ob ich auch wirklich fahren würde.
Am Ende tat ich es, rein in den Zug, acht Stunden nach Wien, eine erstaunlich schöne Fahrt im funktionierenden ICE mit Bordbistro, Beinfreiheit und wenig Verspätung. In Wien checkte ich im Hostel ein, traf Felix, einen alten Bekannten von den Kapverden, auf ein Würstchen und hinterher noch ein paar Gläser Wein. Am nächsten Tag schaute ich mir die Donauinsel an, spazierte am Prater, zündete eine Kerze im Stephansdom an, aß ein original Wiener Schnitzel vom Kalb, trank eine Melange im Kaffeehaus und las Zeitung dazu, aß eine Sachertorte und fuhr zum Sonnenuntergang noch rauf zu einer Heurigen, wo es Federweißen und ein leckeres Brot mit einem Kartoffel-Käse-Brotaufstrich gab. Perfekt.




Und dann hatte ich Wien eigentlich auch schon durchgespielt. Und wollte weiter, aber wohin? Ich kann nicht mehr genau sagen warum, aber es wurde Belgrad, ich fand noch einen Bus, der mitten in der Nacht abfuhr, bezahlbar war, suchte mir ein schönes Hostel auf Booking heraus, buchte, ging zurück ins Hostel für eine Mütze Schlaf, stand um halb drei wieder auf, nahm den Nachtbus zum Hauptbahnhof und von dort den Flixbus.
Irgendwo hinter der serbischen Grenze (es gab natürlich noch eine Passkontrolle) wechselte mein Nebensitzer in Luc aus Groningen. Wir verstanden uns auf Anhieb und verabredeten uns noch am gleichen Abend auf was zu essen und ein paar Bier und am nächsten Tag zu einem Basketballspiel von Roter Stern. Lucs Idee und warum nicht? Es war brisant und spannend und am Ende gewannen wir.
Tags drauf schlenderte ich durch die Stadt. Eigentlich war es eine Arbeitswoche, und ich erledigte alles gewissenhaft im Hostel, und irgendwie ging alles schneller, wenn das Wissen da ist, dass noch Sightseeing ansteht. Ich sah den Regierungspalast, den Tempel des Heiligen Sava (wow!), die Kirche des Heiligen Markus, ein marodes Stadion des OFC, die Festung, natürlich, ein richtig tolles Craftbeer-Brauhaus, und ich fuhr rüber auf die andere Flussseite nach Zemun für einen Blick vom Tower auf die Altstadt.







Belgrad ist toll! Der öffentliche Nahverkehr ist seit diesem Jahr kostenlos, was ein echter Gewinn ist. Die Stadt umarmt den zerfallenen Charme der alten Bausubstanz und garniert ihn mit teils atemberaubenden Gebäuden. Es gibt viel Grau, viel Verfall, aber dann doch so viel Farbe darin, so viel Leben. Leckeres Essen, sehr nette Menschen.
Luc fuhr danach noch weiter nach Sarajewo und Albanien (wäre auch mal spannend!), ich musste leider zurück, wieder um 4 Uhr aufstehen, irgendwie mit Bus, dann Tram, dann Taxi zusammen mit einer ebenfalls verloren wirkenden Russin zum Flughafen und wieder zurück nach Frankfurt, Koblenz, Bonn. Alles in allem keine Woche unterwegs, und doch hat es wieder irre Spaß gemacht. Ich hoffe, ich habe nächstes Jahr die Möglichkeit, wieder sowas Irres zu erleben.
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Simpsons revisited
Ich war sehr großer Simpsons-Fan in den 90ern, etwa bis zur 10. Staffel. Aber dann änderte sich etwas. Viel platterer, brachialerer Humor. Ich habe nie ganz rausgefunden, was da eigentlich genau passiert ist, aber relativ schnell war ich raus. Das ist jetzt 25 (!) Jahre her und die Simpsons gibt es immer noch.
Weil ich gerade für ein paar Monate ein Disney+-Abo habe (guckt Andor!), dachte ich, ich gebe dem noch einmal eine Chance und suchte auf IMDB nach den 50 best bewerteten Simpsons-Folgen aller Zeiten.
Turns out: 46 davon sind aus den 90ern. Es geht also anscheinend nicht nur mir so. Und einige der anderen vier kannte ich schon. Einige aber auch nicht, und die schaute ich mir an: Barthood etwa, eine richtig schöne Folge in der Tradition des Spielfilms Boyhood, in der Bart erwachsen wird. Oder A Serious Flanders, eine offensichtliche Hommage an die Coen Brüder und die „Fargo“-Serie.
Ich schaute mir dann noch zwei weitere Folgen an. In einer wird das berüchtigte Kamp Krusty aus den 90er-Jahren wieder besucht. In einer anderen hat Smithers zum ersten Mal ein Date mit einem anderen Schwulen. Und das schöne daran ist, dass da keine große Sache draus gemacht wird.
Doch, der Humor ist anders. Homer Simpson ist einfach zu einer anderen Figur geworden – warum auch immer. Der Rest ist irgendwo in Ordnung, weiterhin Gesellschaftskritik, in der Smithers-Dating-Folge etwa an Fast Fashion. Konnte ich mir ganz okay noch einmal anschauen, ohne – wie in den 90ern – noch begeistert zu sein. Hab meinen Frieden damit gemacht, und das finde ich okay.
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Ocie Elliott – Feeling fine
They did it again. 😍










