Und so kam es denn, dass ich einen substantiellen Teil meines Mittwochabends damit verbrachte, die „Relaxliege“ wieder zusammenzunähen, die ich vor wenigen Wochen erst bei Amazon geshoppt hatte.
War nämlich nicht mehr viel mit Relaxen. Der Bezug drohte sich am Schwerpunkt aufzulösen. Diesen Typ Liege hatte ich schon mehrmals, und meistens hatte er immer ein paar Jahre gehalten. Diesmal ist aber offenbar einfach die Qualität schlecht. Warum ich sie dann nicht einfach zurückschicke? Weil die Liege riesig ist, ich die Verpackung nicht mehr habe, sie erst zur Post fahren müsste, solche Liegen gerade Lieferschwierigkeiten haben… und überhaupt. Erstmal sehen, ob sich da nicht von Hand noch was machen lässt.
Was mich zum heutigen Thema bringt: Eigentlich ist hier bei mir immer was zu tun. Vor der Arbeit meditiere ich meist schon und mache meinen Sprachkurs, dann arbeite ich und dann geht eine Freizeitaktion los. Und wenn das nicht Liege-Zusammennähen ist, dann war es in den letzten Monaten Bilder aussortieren, dann ist es Wohnung umgestalten, Daten aussortieren, die Steuer machen, Finanzielles weiter regeln, Sport treiben, eventuelle Auslandsaufenthalte nach Corona oder überhaupt noch den Sommerurlaub planen und, ach ja, bloggen.
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann mir zum letzten Mal langweilig war. Das muss irgendwann vor Corona gewesen sein. Es kann natürlich damit zusammenhängen, dass ich hier in der Stadt wohne, wo immer was los ist. Vielleicht aber auch einfach daran, dass ich Wege gefunden habe, mich immer zu beschäftigen. Langeweile habe ich als kein schönes Gefühl in Erinnerung, vermisse ich also nicht. Und kurz vor dem Burnout stehe ich auch nicht; im Gegenteil. Dieses Ständig-Aktivsein macht mir Spaß, solange das Tempo nicht zu hoch ist.
Wie ist das bei euch? Geht euch das ähnlich? Kommt ihr besser mit Langeweile klar als früher? Und wann war euch zum letzten Mal so richtig langweilig?
Es hört übrigens nie so richtig auf. Nachdem ich mit dem Nähen fertig war, wollte ich die Naht eigentlich noch kleben, um die Haltbarkeit zu verbessern. Mein Sekundenkleber war aber schon völlig eingetrocknet, muss ich erstmal neuen kaufen. Immer ist was – das kann nervend oder schön sein.
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Jalousie und Eifersucht heißt im Niederländischen dasselbe. Denkt mal drüber nach! ☝?
Die EM 2020 macht mittlerweile so richtig Spaß. Ich habe hochdramatische, mitreißende Spiele gesehen, etwa das 4:2 von Deutschland gegen Portugal oder heute Abend die beiden Achtelfinalduelle. Da hatte Spanien schon 3:1 geführt, ehe Kroatien kurz vor dem Abpfiff noch ausglich, Spanien aber in der Verlängerung nichts anbrennen ließ und letztlich 5:3 gewann. Gleich anschließend noch einmal fast das gleiche: Die Schweiz hatte Frankreich schon fast im Sack, doch dann drehte der Weltmeister die Partie, führte plötzlich 3:1, ehe die Schweiz nochmal zurück kam, auf 3:3 ausglich und es in die Verlängerung und schließlich ins Elfmeterschießen ging – wo völlig überraschend die Schweiz gewann. Das hochgelobte Italien tat sich schwer gegen Österreich. Die Niederlande sind gar schon ausgeschieden, ebenso Titelverteidiger Portugal, der sich diesmal nicht durchmogeln konnte. Und Deutschland-England morgen? Trotz Favoritenrolle für England bislang völlig offen. Also kurzum: Sportlich gesehen ein fantastisches Turnier!
Und in den Stadien feiern die Fans mittlerweile wie früher. Rom, Amsterdam, Kopenhagen, Sevilla und München halten sich noch zurück mit der Masse an Zuschauern, belassen es bei jedem fünften Platz. London, Budapest und Sankt Petersburg sind da nicht so empfindlich. Hier sind alle oder fast alle Plätze besetzt, hier feiern die Fans Arm und Arm, hier kommt richtig Stimmung auf – hier findet die Delta-Variante paradiesische Zustände vor.
Und das hat Folgen. Da wären nicht nur die hunderten finnischen Fans, die nach Rückkehr aus Sankt Petersburg positiv getestet wurden. Da wäre auch die traurige Zahl von mittlerweile hundert Corona-Toten täglich in Petersburg. Und Teams und Fans reisen munter durch Europa. London lässt morgen gegen Deutschland 45.000 Zuschauer rein – immerhin keine deutschen Fans, das ist vernünftig. Aber der Rest wird sich beinahe auf den Füßen stehen. Und ob Ungarn wirklich kaum neue Fälle registriert?
Die Delta-Variante ist noch einmal deutlich ansteckender, hier reicht oft schon ein flüchtiger Kontakt. Selbst die alte Devise, dass man draußen ziemlich safe ist, gilt so nicht mehr. Was jetzt eigentlich helfen würde, wäre ein harter Lockdown. Das ist den Leuten natürlich nicht mehr zu vermitteln, gerade im Sommer. Aber zumindest alle Vorsicht über Bord zu werfen, wie es gerade an manchen Stationen der Euro passiert, halte ich für völlig unangebracht. Die EM könnte so zum Pandemietreiber werden. Und die UEFA tut herzlich wenig, um das einzudämmen, agiert sogar gerade ein wenig wie ein Staat im Staate. Verlangt Zuschauer in den Stadien, erklärt einfach alles für sicher und schert sich auch nicht darum, was sonst in den teilnehmenden Ländern so für Kontaktbeschränkungen gelten.
Ich will hier nicht zum Spielverderber werden – dafür habe ich gerade auch selbst viel zu viel Spaß an den Spielen. Aber hier geht man in meinen Augen zu sorglos mit dem Thema Corona um. Wenn man später an diese EM zurückdenkt und einem dazu nicht zuerst diese tollen Spiele einfallen, sondern sie als Treiber der vierten Welle in die Geschichte einginge – das wäre sehr, sehr, sehr schade.
Gegen 2230 Uhr gehe ich von zu Hause los. Es ist noch etwas hell, mit 18 Grad recht warm, einige Betrunkene torkeln durch die Gegend. Ein normaler Freitagabend in der Altstadt – und ich beschließe, wandern zu gehen. Nighthiking, wie neulich einmal geplant.
Der Anfang unterscheidet sich nicht von einem normalen Spaziergang. Im Winter war ich eigentlich täglich im Dunkeln spazieren. Nur geht es diesmal eine andere Strecke entlang. Über Endenich und Ippendorf möchte ich in Richtung Waldau und Venusberg und über Kessenich zurück nach Hause.
Es ist viel los auf den Straßen. Auf der Viktoriabrücke hängen zwei Männer Wahlplakate auf, ein getunetes Auto fährt vorbei. In Endenich wird es langsam ruhiger. Ich treffe einige Gruppen Jugendlicher, die mich teils sogar grüßen. Ich bin noch nicht so weit, dass es mir leicht fällt, Fremde ebenfalls freundlich zurückzugrüßen, aber ich möchte daran arbeiten.
Kurz vor Lengsdorf gibt es zum ersten Mal ein kurzes, unbeleuchtetes Stück Wiese. Ich kenne den Weg aber von meiner Standard-Radstrecke. Für die ersten Gehversuche bei Nacht habe ich eine halbwegs bekannte Strecke ausgewählt. Es ist sternenklar, ich erkenne den Weg schemenhaft und lasse die Taschenlampe am Smartphone absichtlich aus, was halbwegs gut gelingt.
Aber schon kommen die nächsten 2 Kilometer beleuchtete Strecke in Ippendorf, bevor endlich ein Stückchen Wald naht, in dem ich mich noch nicht ganz so gut auskenne. Und plötzlich ist es zappenduster. Zum ersten Mal beschleicht mich ein leicht mulmiges Gefühl. Hier kenne ich den Weg nicht und sehe für einen Moment nichts, aber auch wirklich nichts:
Die Augen gewöhnen sich dann recht schnell an die Dunkelheit und der Weg vor mir lässt sich zumindest erahnen. Die Baumkronen allerdings schlucken das Licht. Ich versuche, mich durchzutasten und auch meine anderen Sinne einzuschalten. Es ist ruhig, nur entfernt höre ich ein wenig das Rauschen der Stadt. Da, ein Käuzchen! Ansonsten: nichts.
Ein wenig aufgeregt bin ich schon. Klar, die Zivilisation kann nicht weit weg sein. Was unterscheidet das Ganze überhaupt von einer Nachtwanderung, wie wir sie früher im Zeltlager auch immer gemacht haben? Dass ich diesmal ganz alleine unterwegs bin. Im Grunde kann mir nichts passieren, aber die Urängste sind natürlich aktiv.
Irgendwann stehe ich vor einer Weggabelung und weiß nicht weiter, die Sicht ist schlecht. Ich schalte nun doch die Taschenlampe des Smartphones en. Und mir ist sofort, als wäre damit auch das mulmige Gefühl ausgeknipst. Ich fühle mich auf einen Schlag unverwundbar. Sicher, wenn nun plötzlich jemand vor mir stünde, wüsste ich 0,0, was ich machen würde. Aber wo soll da jetzt auch jemand herkommen?
Irgendwann komme ich an der Waldau an. In der Nähe höre ich eine Gruppe Jugendlicher, die dort wohl abhängt, etwas trinkt und Musik hört. Ab hier kenne ich die Strecke ungefähr. Es geht auf den Venusberg zu. Ich knipse die Funzel aus und versuche noch einmal, mich in der Dunkelheit zu orientieren. Einmal stolpere ich über einen Stein und falle fast hin. Ansonsten klappt die Orientierung gut, und auch das beklemmende Gefühl kehrt nicht zurück.
Ein paar Mal erschrecke ich mich dann doch, als ich etwas Helles, Unidentifizierbares am Wegesrand sehe. Aber das sind nur Schilder. Pflanzen, die die Taschenlampe erfasst, wirken in einigem Abstand, als würden sie sich bewegen. Aber der Schrecken darüber geht schnell vorbei.
Am Venusberg schließlich hat mich die Zivilisation im Grunde wieder. In der Klinik dort herrscht noch reges Treiben. Nur dahinter geht ein kleines Stück nocheinmal den Wald hinunter nach Kessenich (oder Dottendorf?), das ich noch nicht kenne. Ich lande schließlich am Hindenburgplatz (der tatsächlich immer noch heißt).
Das war’s also schon, und das Riesenabenteuer war das alles nicht. Aber ein ganz netter Spaziergang. Beim nächsten Mal auf jeden Fall: mehr Wald!
Kurz vor der Reuterstraße sehe ich etwas auf dem Boden liegen: zwei Geldscheine! Da liegen doch glatt 120 Euro vor mir auf dem Boden. Ich rufe erstaunt „oha“ aus – das kann eigentlich kein Zufall sein. Ein, zwei Minuten sehe mich etwas ratlos um. Wie kommt das Geld dahin? Ist hier irgendwo eine versteckte Kamera? Was damit tun?
Ich möchte eine auf dem Rad vorbeifahrende Frau um Rat fragen und spreche sie mit „Entschuldigung“ an, aber sie fährt einfach weiter (kann ich ihr nicht verübeln, es ist mittlerweile nach 0100 Uhr und ich bin ein Mann).
Mein Gewissen sagt mir, dass mir das Geld nicht zusteht und es jemand anders nötiger hat. Außerdem kommt der, der es verloren hat, vielleicht noch einmal zurück, um es zu suchen. Aber einfach da liegen lassen kann ich es auch nicht, dann würde es der Wind weg wehen. Ich beschließe, es beim nächstbesten Auto unter den Scheibenwischer zu klemmen. Irgendwer wird es dort irgendwann finden, sich darüber freuen – und vor allem wundern, welcher Verrückte das Geld dort hingeklemmt hat, statt es selbst einzustecken.
Auf der Baumschulallee überholen mich drei gut gelaunte Punker, die eine leere Kiste Bier tragen und denen ich einen schönen Abend wünsche. Ich frage: wohin des Weges, sie sagen: nach Hause! Morgen früh wäre eine Demo gegen das neue Polizeigesetz und da müssten sie um 1040 Uhr am Bahnhof sein. Ich wäre herzlich eingeladen.
Gegen kurz vor 0200 dann schließlich schlage ich auf dem Frankenbadplatz auf, setze mich noch kurz, trinke was aus meiner Wasserflasche, sortiere paar Fotos und lasse den Abend ausklingen.
Nein, ein echtes Aventure war das nicht, aber ein guter Start und ein schöner, kleiner Trip. Werde ich auf anderer Strecke wiederholen!
Es ist gar nicht mal eine Challenge gerade, es hat sich einfach nur so ergeben in letzter Zeit. Mir fiel auf, dass…
Ich eigentlich gar nicht so viel Nahrung brauche, wie ich manchmal esse
Besonders wenn ich an dem Tag Sport treibe
Essen mich oft irgendwie müde macht und damit auch unproduktiv
Und alles in allem erstaunlich viel Zeit kostet (Planen, Einkaufen, Zubereiten, Essen, Sacken lassen, wieder wach werden…)
Das Timen von Mahlzeiten mich zusätzlich gestresst hat, zu viel von ihnen abhing („Kann ich jetzt schon los oder muss ich vorher noch was essen?“ Inzwischen fahre ich einfach.)
Trinken von Wasser, Tee oder Kaffee ganze Mahlzeiten ersetzen kann
Ich besser einschlafe, wenn die letzte Mahlzeit lange genug zurückliegt.
Das alles mit ein wenig Training gar mal so schwierig ist.
Besonders wenn man eh schon seit Jahren beinahe täglich intervallfastet.
Meine Mahlzeiten langsam kleiner werden, auch wenn ich immer noch essen kann wie ein Scheunendrescher.
Der Hungertod nicht an jeder Ecke lauert. Nicht in diesen Breiten.
Das Ganze mache ich jetzt seit etwa 2 Wochen an den meisten Tagen, wenn auch nicht an allen. Und es klappt eigentlich ganz gut. Positivster Effekt: Ich nehme Hunger nicht mehr per se als etwas Schlechtes wahr, etwas, das sofort bekämpft werden müsste. Eher als angenehmes Signal: Ah, der Körper meldet sich. Vielleicht arbeitet er gerade an was, im Idealfall geht er an die Fettreserven.
„Hunger ist Hysterie des Körpers“ sagte Extremsportler und Abenteurer Rüdiger Nehberg einmal. Und ich verstehe mittlerweile, was er damit meinte.
Nur 1 Mahlzeit am Tag bedeutet übrigens bei mir meistens nicht: nur 1 Kalorienaufnahme am Tag. Ich trinke 2-3 Kaffee dazu, meistens Milchkaffee (sonst wäre das Leben auch zu trist). Und hin und wieder gibt es ein paar kleine Snacks, zum Beispiel 1 Apfel, 1 Banane oder ein paar handvoll Nüsse.
Ein wenig verändert hat das Projekt auch, was ich esse. Ich denke mir, wenn es schon nur 1x am Tag eine Mahlzeit gibt, dann soll die auch halbwegs lecker sein (warum war mir das früher egal? ?).
Ich weiß gar nicht, wie das jetzt weiter geht. Ich plane weder, das zu forcieren oder es darauf anzulegen. Ich glaube, ich mache es einfach nach Gefühl.
Ich befasse mich derzeit wieder verstärkt mit dem Thema extrovertiert/introvertiert. Darüber, dass ich selbst das Paradebeispiel eines Introvertierten bin, schrieb ich bereits. Bei der Gelegenheit habe ich noch einmal nachgedacht, wer von den Menschen, die ich kenne oder die mir mal über den Weg gelaufen sind, wohl auch ähnlich gestrickt sein könnten. Und jetzt kommt der „Witz“: Ich selbst bin eigentlich auch gar nicht sooo heiß auf andere Introvertierte – zumindest wenn man es auf ihre/unsere eher schlechteren Eigenschaften herunterbricht. Gehen wir das mal durch. Besonders introvertierte Menschen…
Integrieren sich nicht [weil sie gelernt haben, dass sich Anpassen nur noch unglücklicher macht]
Wirken oft mies gelaunt [weil sie schnell überfordert sind]
Gehen nicht gerne auf Partys oder generell aus [weil sie von großen Menschenmassen schnell überfordert sind]
Sagen eher selten, wie sie sich fühlen [weil sie erst Vertrauen zu einer anderen Person aufbauen müssen]
Erzählen allgemein eher wenig von sich aus [weil sie sich und das, was sie erleben, oft gar nicht für sooo wichtig halten oder sie gelernt haben, daran gar nicht interessiert sind]
Müssen meist erst angesprochen werden [neue Kontakte aufzubauen, fällt ihnen schwer]
Man weiß nie, woran man bei ihnen ist [sie neigen zu weniger Körpersprache und reagieren aus Überforderung heraus manchmal einsilbig]
Sie reden nicht viel in Meetings [weil sie über Dinge lieber ein wenig nachdenken statt sie sofort rauszuposaunen, sie nicht selten von besonders Extrovertierten untergebuttert werden und sie Meetings oder gar Brainstormings generell nicht sonderlich mögen].
Sie kosten Energie, denn der Gesprächspartner/ die Gesprächspartnerin muss sich um sie bemühen [da ihnen Zuhören leichter fällt als Reden].
Von daher benötigen sie auch sehr viel Verständnis.
Sie lassen sich lieber einladen als dass sie selbst jemanden einladen [das Zuhause ist der sichere Rückzugsort, da kommen nur Leute rein, die als „safe“ deklariert wurden und Verständnis dafür haben, wenn man sie irgendwann wieder wegschickt].
Sie ziehen sich manchmal einfach zurück, ohne dass man genau wüsste warum [um ihre Batterien wieder aufzuladen, meist hat sie irgendwas oder irgendwer überfordert]
Oft sieht man sie tagelang nicht [weil sie der Job, Beziehungen oder sonst etwas überfordern und sie dann jetzt nicht auch noch andere Leute treffen können, die wieder Energie kosten]
Sie sagen oft aus fadenscheinigen Gründen ab [s.o. weil ihre Batterien einfach leer sind und sie jetzt nicht auch noch Menschenmassen um sich herum haben können].
Das alles beschreibt den „Extremfall“ eines/r Introvertierten. Wenn ihr so wollt, habe ich hier auch gerade meine eigenen schlechten Eigenschaften aufgelistet. Nicht jede/r Intovertierte ist derart veranlagt, und es gibt viele Misch- und Zwischenformen zwischen Intro- und Extraversion. Und ich kenne auch mindestens einen Introvertierten, der reden kann wie ein Wasserfall (allerdings ohne dabei anderen auf die Nerven zu gehen, darauf gibt er Acht).
Aber schaue ich mir die Liste der negativen Eigenschaften an, denke ich mir: Puh! Wenn da jetzt so jemand um die Ecke käme, hätte ich eigentlich auch gar nicht so viel Bock darauf, mich mit dem lange zu befassen. Was hätte ich denn davon?
Und das ist eben auch das Dilemma von Introvertierten. Sie wissen um ihre schlechten Eigenschaften, wissen auch, dass das alles für Andere gar nicht mal so spannend ist, können aber nicht raus aus ihrer Haut und Sozialkontakte brauchen sie halt eben doch.
Die meisten meiner Freunde und Bekannten würde ich als „so mittig“ beschreiben. Sie sind anderen Menschen eher zugewandt, sie haben da auch offensichtlich mehr Spaß dran (sonst würden sie mich nicht treffen wollen), sie können meist besser reden als ich (was mir lieb ist, dann muss ich nicht so viel erzählen), sie können aber auch zuhören. Das ist mir besonders wichtig. Wer das nicht kann, den werde ich niemals zu Hause einladen.
Neulich hatte ich mal beruflich mit einem extrem Extrovertierten zu tun und, nun ja, es kam, wie es kommen musste. Wir haben uns eine Weile zur Zusammenarbeit zusammengerauft, aber dann knallte es irgendwann. Trotzdem mochte ich ihn irgendwo. Er war ne echte Type. Hätte ich mit einem Introvertierten zusammenarbeiten müssen – würden wir das wahrscheinlich noch heute. Aber es wäre wahrscheinlich weniger interessant geworden.
Ich finde das alles faszinierend.
Und in der nächsten Woche reden wir mal über die guten Eigenschaften von Introvertierten. Die gibt es nämlich auch.
Das heute waren die letzten. Und ich kann daher mit Stolz vermelden: Ich bin offiziell fertig, ich habe alle Bilder, die ich jemals geschossen habe, fertig aussortiert. In Zahlen ausgedrückt:
Ausgangsmaterial: Über 100.000 Fotos und Videos
Jetzt reduziert auf etwa 6.500
Davon 6.100 erinnerungswürdig, aus Urlauben etc.
Und 400, die ich als druckfähig eingestuft habe
davon 60, die ich nun wirklich ausdrucken und in meiner Wohnung aufhängen möchte
Weitere 60 (unter den 400), die ich erst noch bearbeiten müsste, bevor ich sie eventuell auch ausdrucken kann.
Das Ganze hat mich alles in allem rund 6 Monate auf Trab gehalten.
War es das wert? Auf jeden Fall! Nicht nur, weil ich jetzt viele schöne Bilder habe, mit der ich meine Wohnung dekorieren kann. Das Ganze hat auch mich verändert, mir viele, viele Ereignisse in Erinnerung gerufen und mich einiges vor allem über mich selbst erkennen lassen. Wird mir helfen, mit der Vergangenheit abzuschließen und ein besserer Mensch zu werden. Und wenn sich’s alleine dafür gelohnt hat…
Komm, zeig wenigstens ein Bild aus deiner Endauswahl! Na gut, eins…
Radfahren und Wandern taugen beide wunderbar gegen Bewegungsmangel. Laufen kommt wegen Kniebeschwerden bei mir aktuell nicht in Frage, also ist Radfahren mein bevorzugter Ausdauersport geworden. 5 Tage lang habe ich jetzt mal eine Radikaldiät ausprobiert: Nur 1 Mahlzeit am Tag (+ 2 Milchkaffee) und jeden Tag ca. 1h Radfahren, pro Tour jeweils mindestens 3x den Venusberg rauf. Es ist zu früh für eine Bewertung, aber ich glaube, dass das durchaus auch gut für die Fettverbrennung ist. Nur täglich lässt sich das nicht aushalten. Ich habe heute mal eine Pause davon gebraucht und ganze 2 Mahlzeiten gegessen. In den nächsten Wochen möchte ich solche Phasen trotzdem immer mal wieder einschieben.
Was ich aber eigentlich sagen will: So gerne ich auch Rad fahre, es hat einen anderen Effekt auf mich als Wandern. Echte Entspannung setzt für mich beim Radfahren erst deutlich später ein. Beim Wandern bin ich eigentlich schon nach einer halben Stunde in einer völlig anderen Welt. Das dauert beim Radfahren länger, durchaus ein paar Tage. Das eine ist also kein Ersatz für das andere und ich muss unbedingt mal wieder wandern. Ob nachts oder tags, eigentlich egal. Wegen des heißen Wetters, würde ich nachts sogar derzeit weiter befürworten.
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Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich auf meinem Balkon in kurzen Klamotten. Die große Hitze des Tages ist vorbei, es weht ein laues Lüftchen, ich schwitze keinen Tropfen. Es ist das ideale Wetter für mich.
Für später notiert: laut Wetter Online, Apple (The Weather Channel) und Google (Weather.com) haben wir: Temperatur: 24 Grad Celsius, gefühlte Temperatur: ebenfalls 24 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 59%, Windgeschwindigkeit: 8 km/h, Luftdruck: 1014 hPa, UV-Index: 0, sternenklarer Himmel, keine Sonne, weil Nacht. So bitte gerne öfter!
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50 Prozent der Bevölkerung in Deutschland, oder gut 40 Millionen Menschen, sind jetzt mindestens 1x gegen Covid-19 geimpft, und das hat beinahe 6 Monate gedauert. Man hat nicht den Eindruck, dass sich die Quote in den letzten Wochen enorm beschleunigt hätte. Dazu fehlte und fehlt einfach der Impfstoff und die Organisation verläuft nach wie vor chaotisch. Trotzdem hält die Bundesregierung an dem Plan fest, jedem Erwachsenen bis Ende Juli, also in 6 Wochen, ein Impfangebot machen zu wollen.
Impfangebote, zumindest über Haus- und Fachärzte, sind meist auf die gleiche Woche beschränkt, in der Praxen ein paar Tropfen Impfstoff bekommen. Wir können also großzügigerweise die erste Augustwoche noch in die Rechnung mit rein nehmen, also 7 Wochen ab heute.
Mal grob überschlagen: Zieht man von den noch zu impfenden 40 Millionen Menschen der deutschen Bevölkerung die Minderjährigen ab, etwa 15 Millionen, die aber auch schon teilweise geimpft werden, sollen in den nächsten Wochen also 25 Millionen noch verbleibende Erwachsene neu geimpft werden, zusätzlich zu den Zweitimpfungen, die noch anstehen.
Das glaubt ihr ja wohl selber nicht, dass das klappt.
Heute Abend war ich mit dem Vässla Bike in der Bonner City unterwegs, das ich gerade teste. Feines Ding, das lässt sich jetzt schon sagen:
Um ein Foto für meinen kommenden Testbericht zu machen, habe ich dann tatsächlich direkt an der Rheinpromenade gehalten, wohl wissend, dass das für Aufmerksamkeit sorgen würde. Aber das war mir heute mal egal. Vielleicht wollte ich das sogar mal ein wenig.
Früher habe ich mich bei sowas immer gerne versteckt aus einer latenten Angst heraus… Ich habe neulich mal versucht zu erörtern, was da eigentlich hinter steckt. Ich glaube, es ist nur die Angst, in dem Moment nicht schlagfertig zu sein und nichts Adäquates auf eventuelle Bemerkungen antworten zu können. Früher schwang auch immer die Angst mit, da könnte sich einer wegen irgendwas beschweren. Aber da würde ich heute einfach mit meinen zurechtgelegten Floskeln „tatsächlich?“, „ah ja?“ oder „habe ich nicht gewusst“ drauf reagieren.
Heute Abend dauerte es denn auch nicht lange, bis ein älterer Mann auf mich zu kam, und wir ein wenig über das Bike quatschten und darüber, dass E-Scooter eigentlich gar nicht so schlecht seien und die Leute bescheuert, die die Dinger einfach im nächsten Gewässer entsorgen würden.
Als der Mann kurz danach gegangen war und ich zur Rückfahrt aufbrechen wollte, kam noch eine Frau auf mich zu. Ich dachte erst, sie interessiere sich auch für das Bike, aber ihr ging es eher um den alten Mann, mit dem ich davor gesprochen hatte. Der würde seit 5 Tagen bei ihnen im Hof auf der Parkbank schlafen, auch in der prallen Sonne. Welchen Eindruck er auf mich gemacht hätte.
Wir redeten noch ein bisschen. Stellte sich heraus, dass sie sich nur Sorgen um ihn machte und ihm auch schon etwas zu trinken raus gestellt hatte. Ich sagte, der wäre mir sehr entspannt und gelassen vorgekommen. Sie wollte das mal weiter beobachten. Ich dankte ihr dafür, dass sie sich für den Mann interessierte und mich danach gefragt hatte.
Zwei nette Gespräche innerhalb von 5 Minuten. Also nicht viel mehr als Smalltalk, der aber jeweils von Herzen kam. Das mag ich, dann mag ich Menschen sogar. ? Und wenn sie nett sind und mich nicht irgendwie anstrengen, könnte ich das auch noch viel länger.
Ich hadere noch etwas mit dem Älterwerden. Dabei hat das mehr gute Seiten, als ich gemeinhin wahrhaben will. Du weißt mittlerweile einiges über das Leben und den Beruf, kannst besser organisieren und dein Wissen weitergeben. Du müsstest es nur auch tun. Ich habe das Gefühl, ich mache noch zu viel Kleinkram selbst, organisiere zu wenig. Das möchte ich ändern, auch, weil ich da schon einmal weiter war.
Zum „Altern in Würde“ gehört aber auch eine gewisse Gelassenheit, die mir noch abgeht. Heute beim mittlerweile täglichen Ausdauertraining kraxelte ich mit dem Rad den Ippendorfer Berg hoch und überholte dabei eine andere Radfahrerin. Weil hinter mir auch noch Autos zum Überholmanöver ansetzten, schnitt ich die Dame wohl etwas zu knapp, worauf sie mir hinterher brüllte:
„WIE WÄR’S VIELLEICHT MAL MIT KLINGELN?!“
Ich brüllte zurück:
„WAS! WIESO?“
„NA, UM MICH VIELLEICHT MAL ZU WARNEN.“
„MUSS ICH NICHT.“
Und noch jeweils zwei gereizte Bemerkungen in die jeweils andere Richtung.
Lächerlich eigentlich, es tat mir auch schon eine Minute später leid. Auf der einen Seite bin ich froh. Früher als völlig verschüchterter junger Mann hätte ich wohl gar kein Wort raus gebracht und wäre verschämt eingeknickt. Heute ist mein erster Impuls immerhin mich zu wehren. Darüber bin ich eigentlich froh.
Es kommt mir nur so übertrieben vor. Besonders weise oder auch professionell ist das nicht. Gelassener wäre gewesen, einfach weiter zu fahren, sich maximal noch einmal verwundert umzuschauen und sonst nicht weiter darauf zu reagieren. Ein klassisches Nachvorneschauen statt all zu lange oder überhaupt zurückzublicken. Ich würde mir wünschen, dass das künftig mein erster Impuls wird. Bei solchen Situationen genau wie auch im Berufsleben und bei allem, was sonst noch so passiert. Vielleicht klappt das ja eher im Alter.
Mir fehlt das Wandern. Und immer wenn ich zuletzt nachts spazieren war, dachte ich: Hey, das macht eigentlich auch Spaß und bietet ganz andere Perspektiven (oder eben gar keine, was Landschaft anbelangt).
Es gibt nur eine logische Lösung dafür: mal nachts wandern gehen, Nighthiking. Vielleicht dann doch hauptsächlich auf Asphalt statt auf Waldboden. Und vielleicht muss ich mir dafür dann doch mal eine dieser „neumodischen“ Stirn- und/oder Grubenlampen organisieren. Und vielleicht erstmal auf einer bekannten Strecke laufen.
Ich glaube, im Wald hätte ich auch Angst…
Vielleicht gerade deswegen da mal reingehen.
Mal sehen, wann sich das starten lässt. Kommt jemand mit?
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