Wenn Schluss ist, spielt das innere Team Theater. Alles nicht so schlimm, sagt eine innere Stimme, jetzt bist du wieder frei, eine andere. Ein wenig Panik stieg heute in mir auf bei dem Gedanken daran, alleine zu sein, zu keinem Kreis dazuzugehören, oder anders gesagt: niemanden zu haben, der sich für mich interessiert. Warum genau das mit solche Angst bereitet, konnte ich leider ad-hoc nicht herausfinden.
Schmerz zuzulassen ist wichtig und richtig. Aber heute habe ich also auch die Grenzen dieser Idee kennengelernt. Was ist, wenn dann nicht Trauer aufsteigt, sondern Angst, und kein Mittel da ist, um sie wieder abzustellen?
Ich ging mein Telefonbuch durch und suchte nach Namen, die ich im Notfall anrufen könnte, wenn ich nicht mehr weiter wüsste. Ich fand zum Glück einige.
Weil ich mich aber immer noch nicht lange ablenken oder den Schmerz betäuben wollte, begann ich schließlich zu lesen. Wolfgang Herrndorfs seinerzeit postum als Buch veröffentlichtes, aber weiterhin online verfügbares Blog „Arbeit und Struktur„. Es ging mir nicht direkt gut damit, aber sofort deutlich besser.
Für einen Journalisten lese ich sehr selten Prosa. Dabei macht mir das bei guten Romanen sehr oft sogar richtig Spaß und ich lerne viel guten Stil davon. Und doch muss ich mich immer wieder ein Stück weit dazu zwingen, mir ins Gedächtnis rufen, dass Lesen mich erdet. Anders als Schreiben oder Spazieren/Wandern, was ich jeden Tag von selbst einfach mache. Schade eigentlich.
Ich habe einen sehr emotionalen Beitrag über das Ende einer tollen Beziehung geschrieben, aber ich weiß noch nicht, ob es klug wäre, den hier zu veröffentlichen. Wenn meine größten Feinde den lesen würden, oder gar meine Kollegen… 😉
Was ich öffentlich sagen mag, ist, dass diesmal etwas anders ist. Man neigt dazu, den Schmerz direkt betäuben zu wollen, der entsteht. Das wollte ich diesmal nicht, ich habe ihn zugelassen. Und ich glaube, das hat etwas verändert. So guten Zugang zu meinen Gefühlen hatte ich lange nicht mehr.
Wie die meisten von euch auch habe ich Angst davor, meine Gefühle zuzulassen. Klar, die sind auch oft negativ. Mit der jetzt gemachten Erfahrung kann ich aber fast Entwarnung geben. Ja, es tut weh, sehr sogar, aber es tut gar nicht mal so lange weh. Und es tut in Summe weniger weh, als wochen-, monate-, jahrelang etwas mit sich herumzuschleppen, als halber Zombie rumzulaufen. Es geht schneller vorbei, als du denkst und es fühlt sich am Ende wie Heilung an.
Ich habe viel gelernt dadurch, wer ich bin, wie ich mit anderen Menschen umgehe, wie ich anderen weh getan habe, ohne mir das selbst einzugestehen. Ich habe mich anderen gegenüber verletzlich gezeigt (und es ist mir nichts passiert), ich bin sehr offen mit dem Thema umgegangen, was ich früher nie so getan hätte, und es hat sich befreiend angefühlt – ich glaube sogar, auch für die anderen. Nicht mehr diese Arroganz, die ich wohl sonst immer an den Tag gelegt habe, ohne es selbst zu merken: „Probleme? Ich? IHR vielleicht! ICH habe doch keine Schwächen!1!11“.
Ich werde einige Dinge ändern in meinem Leben, alles natürlich nicht, dafür ist mein Dachschaden zu groß, und die Gewohnheiten sind zu stark. Aber loslassen, mehr zu mir selbst stehen und mehr Mensch sein. Das sollte jetzt möglich sein. Von daher war diese Erfahrung heilsam.
Versteht mich nicht falsch: Es ist immer noch sehr, sehr traurig, das Ganze, es ist etwas Tolles zerbrochen, und ich rate bestimmt nicht dazu, aus einer Laune heraus einfach Schluss zu machen. So masochistisch bin ich auch wieder nicht veranlagt. (Oder sadistisch – dem anderen tut es mindestens genauso weh!) Aber wenn es passiert, wenn es unvermeidlich ist, dann die Gefühle zulassen, statt sie wegzuschieben, das wäre mein Rat.
Oder noch besser: Lasst es in euren Beziehungen gar nicht erst so weit kommen! Stellt vorher schon Verbindung zu euren Gefühlen her und lasst sie zu statt sie zu betäuben. Redet miteinander, zeigt euch verletzlich, hört zu. Dann bleibt euch das ganz dicke Ende vielleicht erspart.
Ich habe einen längeren beitrag vorbereitet der ziemlich emotional wurde weil ich mich am montag auch so gefühlt habe dann habe ich beim schreiben gemerkt dass das ziemlich mimimi ist dann habe ich ihn entschärft und dann war das gel da raus es muss ja triefen sonst nimmt es einem keiner ab und das ist ganz schön übel wenn man mal darüber nachdenkt vor allem weil es mir hinterher fast schon wieder gut ging und jetzt halte ich mich für einen narzissten wahrscheinlich bin ich auch einer.
Hab mir vorhin beim Pneumologen ein Rezept abgeholt. Die Arzthelferin (nennt man sie noch so? Wahrscheinlich längst irgendwas mit -assistent:in) zog dabei ein wenig über den Patienten her, der mir entgegen kam und den sie wieder weggeschickt hatte, weil er behaupte habe, es sei ein Notfall. Ein Notfall aber, sagte sie, sei, wenn jemand blau angelaufen wäre oder es aus dem Arm suppe, aber nicht, wenn einer nur keine zwei Monate auf einen Facharzttermin warten könne, da müsse man zum Hausarzt gehen. Und dann dachte ich und sagte leider nicht: Im Grunde sind wir eine ganze Nation von Narzissten, vielleicht sogar ein ganzer Planet, und der größte Narzisst von uns allen ist US-Präsident geworden.
Vielleicht bin ich gerade aber auch einfach nur in der Verdrängungsphase und deswegen auf das Thema fixiert.
Ich glaube zumindest, dass es nicht schadet, sich mal als Narzisst zu fühlen (ob man es nun ist oder nicht) und dann mit dem Wiedergutmachungsgedanken im Hinterkopf einfach mal nett zu und interessiert an anderen zu sein. Das tue ich nämlich seitdem, das habe ich vorher definitiv noch nicht gemacht, und seitdem sind die Ergebnisse teilweise verblüffend. Wobei, so verblüffend auch wieder nicht: die anderen freuen sich, wenn man sich für sie interessiert, sind halt auch Narzissten. Und wenn nun alle Narzissten nett zueinander sind, nur um etwas zurückzubekommen, dann ist das ja auch gar nicht so schlecht. Dann gibt man ja trotzdem und bekommt auch etwas zurück.
Und vielleicht bin ich auch etwas unzurechnungsfähig gerade und schreibe mir einen ziemlichen Schwachfug zusammen.
Drei Monate lang habe ich jetzt täglich verschiedene Werte von mir festgehalten. Auf einer Skala von 0 bis 100:
Wie geht es mir (Mood)?
Wie entspannt bin ich (Relaxation)?
Wie sehr ruhe ich in mir (Spirit)?
Wie viel Energie habe ich (Energy)?
Wie ist es um meine Gesundheit bestellt (Health)?
Wie gut habe ich mich ernährt (Nutrition)?
Wie viel habe ich mich bewegt (Motion)?
Wie viel habe ich an diesem Tag gelernt (Education)?
Wie war das Wetter (Weather)?
Aus einigen dieser Werte haben ich Grafiken erstellt, die Zusammenhänge darstellen sollen.
Vermutlich ist es nicht so spannend für euch, wie es mir so ging und was ich so gemacht habe. Deswegen versuche ich etwas zu abstrahieren und zu generalisieren.
Mood & Relaxation = Wie sehr hängt meine Stimmung von meinem Stresslevel ab:
Antwort: Im Januar sehr stark. Ich war – erstaunlicherweise durch eine zweiwöchige Corona-Infektion – tiefenentspannt, hab viel gelesen, nur das tun müssen und war gut drauf.
Schon der März zeigt allerdings: Trotz erstaunlich hoher Entspannung war meine Stimmung deutlich getrübter:
Die Frage also: Woran hat’s gelegen, wenn nicht an der vorhandenen Entspannung? Zumindest auch nicht an der Ernährung und der Bewegung. Da scheint es zwar deutliche Zusammenhänge zu geben. Januar:
Oder März:
Allerdings war beides insgesamt hoch: Heißt, ich habe mich in beiden Monaten ausreichend bewegt (70 = mindestens 10.000 Schritte am Tag. >70 = Sport) und an vielen Tagen halbwegs gesund gegessen.
Es scheint tatsächlich etwas mit dem Wetter zu tun zu haben. Im Januar war die Stimmung trotz schlechten Wetters noch okay:
Im März war die Stimmung dann deutlich getrübter:
Rückblickend würde ich sagen: Das Wetter war schon nicht das einzige Problem. Aber der nicht enden wollende Winter hat mir schon irgendwann ganz schön zu schaffen gemacht, da bin ich ganz ehrlich.
Zusammenhänge gibt es auch zwischen Ernährung und dem Energielevel (hier der Februar-Wert), aber das dürfte jetzt nicht besonders überraschend kommen:
Vielleicht noch ein paar Unterschiede zwischen Gefühl und Wahrnehmung:
Ich habe die letzten Monate als „ein wenig getrübt“ in Erinnerung. Tatsächlich hatte ich allerdings nur an 9 der 90 Tage bei mir eine Stimmung unterhalb von 50 notiert.
Des Weiteren kam es mir vor, als wäre es eine recht stressige Zeit für mich gewesen, vor allem im Januar und Februar, als ich noch fleißig Chemie gelernt habe (im März habe ich dann ganz damit ausgesetzt). Tatsächlich aber habe ich im Januar nur 2x bei Relaxation einen Wert unter 70 notiert. Im Februar dann allerdings gleich 17x! Und das besserte sich erst, als ich mit dem Lernen vorläufig ausgesetzt hatte. Da scheint aber noch etwas Anderes der Auslöser gewesen zu sein.
Ferner hatte ich im Kopf, dass ich „die ganze Zeit krank“ gewesen wäre, oder zumindest diesen Winter „öfter krank als gesund“. Die notierten Werte zeigen da ein anderes Bild. Ja, demnach war ich dreimal krank, was für drei Monate schon recht häufig ist. Allerdings war ich insgesamt nur 14 von 90 Tagen insgesamt so krank, dass ich ernsthaft außer Gefecht gewesen wäre. Und klar, am liebsten wäre man gar nicht krank. Aber so schlimm war es dann also fei auch wieder nicht.
Und die Moral von der Geschicht: Zumindest die nähere Vergangenheit malt man keinesfalls immer rosarot, eher im Gegenteil. Sie scheint deutlich besser gewesen zu sein, als man sich an sie erinnert.
Das Wertenotieren macht übrigens Spaß. Es ist eine Art Tagebuchführen ohne vieler Worte, und es erdet. Ich werde damit weiter machen.
*
Bayern hat Dortmund auseinander genommen am letzten Samstag, dann aber gestern überraschend zuhause im Pokal gegen Freiburg verloren. Und schon liest man Meldungen wie diese hier:
Seit der Posse um den Trainerwechsel ist der FC Hollywood endgültig zurück. ?
Und es nährt die Hoffnung, dass da vielleicht doch noch nicht alles entschieden ist im Meisterrennen…
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Die Kirschblüte muss jeden Tag kommen, ist aber noch nicht da. Die Gelegenheit für die Nebenstraßen, den ersten Touris was zu bieten:
Ich hatte mir vorgenommen, den ganzen März nichts zu machen, was mich irgendwie stressen könnte. Einfach, weil mir der ganze Stress der Wochen davon nicht gut getan hatte. Ich war irgendwie andauernd krank. Was ich im Chillmonat März dann jetzt gemacht habe:
Ganz normal gearbeitet ??♂️
Viele Serien geguckt (vor allem Silicon Valley, The White Lotus, Der Schwarm und jetzt: Succession)
Die Wohnung entstaubt und gesäubert
Und irgendwie richtig viel geschlafen, also mehr, als ich Schlafmütze sowieso schon schlafe
Eigentlich habe ich noch mehr getan, als die Wohnung in allen Ecken gesäubert: Ich habe mir ein richtiges Update verpasst. Einige Dinge ersetzt, die schon lange nicht mehr schön waren oder gut funktioniert haben (Reisetrolley, Bettdecke, ANC-Kopfhörer (Nothing Ear 2 – ziemlich gut!). Ein Rucksack, eine Softshelljacke und eine elektrische Zahnbürste stehen u.a. noch aus).
Und jetzt, wo der Monat rum ist… werde ich weiter machen mit dem Runterchillen. Denn irgendwie bin ich damit noch nicht fertig. Nach dem Säubern ist vor dem Renovieren. Ich sollte unter anderem mal die Heizungen streichen, wollte mir eine Außensteckdose legen lassen und dann ein Balkonkraftwerk installieren. Und auch wieder paar Dinge wegminimieren.
Einige richtig heftige Aktion wäre Marie-Kondo-mäßig den ganzen Kleiderschrank wegzuminimieren, durch eine Kommode zu ersetzen und die Klamotten künftig nur noch einzurollen. Echter Hardcore-Minimalismus, vor allem, weil mein Kleiderschrank auch ganz viel anderes Zeugs beherbergt. Echte Challenge also, von daher gefällt mir die Idee eigentlich immer besser, je mehr ich drauf rumdenke……… ?
??
???
??????
?
Denn ja, wie gesagt, ich möchte gerne noch weitermachen. Zumal ja ich doch wieder nicht gar nichts mache. Denn ich glaube, ich kann nicht nichts tun, so bin ich einfach nicht.
Aber danach würde ich irgendwann schon gerne wieder paar neue Dinge lesen und lernen. Grafikdesign zum Beispiel.
Ich berichte Anfang Mai, wie das hier weitergegangen sein wird.
Nachdem nicky neulich einen kommentar hier komplett in kleiner schrift verfasst hatte, hat mich das zum nachdenken gebracht:
warum tun wir das eigentlich nicht immer?
in den meisten anderen westeuropäischen sprachen ist das doch auch so
was massen wir uns da an, anders zu sein?
man versteht trotzdem alles problemlos
man hätte keine schwierigkeiten mit mehr mit substantivierungen, einer der kompliziertesten regeln in der deutschen sprache
wir sind doch eh laufend dabei, die sprache zu verändern
In den 90ern kam unter anderem auf, dass in der bibel nicht mehr nur von brüdern die rede ist, sondern auch von brüdern und schwestern. Frauen wurden endlich mitgenannt. es folgte die rechtschreibreform, die alles vereinfachen sollte und es immerhin bei vielem geschafft hat, dann die reform der reform. Und heute wird fleißig gegendert. Anders als viele andere bin ich dafür.
Ich bin bekanntlich auch dafür, noch viel weiter zu gehen – jetzt wo wir eh schon dabei sind. Das „Sie“ abzuschaffen etwa würde sehr vieles im alltag vereinfachen und uns zu einer lockereren gesellschaft machen. Das ß? Ich mag das eigentlich, aber hätte auch nichts dagegen, wenn wir es drangäben, wie die schweizer es schon vor jahrzehnten getan haben. Und nun einfach klein schreiben, jedes verb, jedes adjektiv, jedes substantiv, meinetwegen ausgenommen von satzanfängen und namen?
Warum denn eigentlich nicht?!
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Durchgehalten
Vor drei Wochen habe ich mit die Magic 5 gestartet und jeden Tag mindestens fünf Dinge an meiner Wohnung geputzt, entstaubt, aufgeräumt, hübsch gemacht oder gar renoviert. Und ich habe eisern durchgehalten. 21 Tage mal 5 Tasks ergibt 105 Dinge, die ich an der Wohnung aufgehübscht habe. Im Endeffekt sind es sogar deutlich mehr geworden, weil 5 nur das Minimum war und ich – einmal aktiviert – noch mehr schaffen wollte.
Auffälligste Änderung: Die Luft ist erheblich besser geworden. Ich habe Schränke, Türen oben wie unten entstaubt und etliche Male die Wohnung gesaugt. Hätte nicht gedacht, dass das so viel ausmacht, aber dass man jetzt in der Wohnung frei atmen kann, ist eine völlig neue Erfahrung für mich wunderbare Erfahrung.
*
Merino
Ich geb’s zu: Seit ich mir vor einem guten halben Jahr zwei schicke Merino-T-Shirts zugelegt habe, habe ich fast nichts Anderes mehr getragen. Zum Sport, zum Schlafen, im Alltag. Die Dinger riechen wirklich nicht, sind angenehm zu tragen, passen zu beinahe jedem Anlass und müssen nur ganz selten in die Wäsche.
Ich würde überhaupt nichts Anderes mehr tragen, gäbe es da nicht doch einen Nachteil. Wenn man dieselben Klamotten beinahe täglich trägt, sehen sie nach ein paar Monaten nämlich so aus:
Ich schlafe sehr schlecht in letzter Zeit, und die Zeitumstellung hat nicht unbedingt dazu beigetragen, dass es besser wird. Das sorgt bei mir meistens für Stress, Unausgeglichenheit, Fernweh und den Wunsch, Party zu machen. Ist selten, aber passiert auch hin und wieder mal mit Mitte 40. Im Alltag stecke ich – wie jeder – in einigen Zwängen, dabei habe ich es ohne Kinder noch leicht. Aber ich muss zum Beispiel – wie jeder andere auch – auf meine Linie achten. Dafür habe ich mir Intervallfasten angewöhnt, aber die letzten Monate, in denen ich irgendwie mehr krank als gesund war, haben meiner Linie nicht gerade gut getan.
Diese Zwänge… Sie sind ja auch für was gut, aber wenn man tagein, taugaus immer unter ihnen steht, will man einfach mal alles abschütteln und nochmal kurz wieder frei sein… Alles tun, wonach einem ist. Jetzt ein leckeres Bier trinken zum Beispiel, obwohl eigentlich schon Fastenphase ist, nen fiesen Burger bei McDonald’s essen, einfach weil es so schnell geht und ein Stück weit Rebellion ist. Das Zeug ist Fraß und gar nicht gut für den eigenen Körper. Und wenn man es dann doch isst, dann scheißt man mal kurz auf diese elendige Korrektheit.
Ich kam heute auf einem Abendspaziergang nach der Arbeit in der Stadt vorbei. Ein Typ vor mir schob sich gerade im Gehen einen Mäcces-Burger rein, der Rewe am Friendsplatz hatte noch auf, ich sah Leute dank des warmen Wetters draußen im „Elefant“ sitzen. Da würde ich jetzt auch alles gerne, aber… Warum denn immer „aber“?
Noch während ich im Rewe eine Packung Treets und ein potentielles Wegbier kaufte, kamen mir Zweifel an meiner geplanten Aktion. Was könntest du damit erreichen? Wäre doch eigentlich für nichts gut. Aber wäre auch schon ein bisschen cool, zwanglos und frei. Ich überlegte noch eine Weile… Und was, wenn ich morgen vom LKW überfahren würde? Dann hätte ich es nie gemacht! Und wie so oft, wenn ich mir unsicher bin, könnte ich es ja auch einfach als Experiment deklarieren.
Und so nahm der Abend seinen Lauf:
Ich fiel im Mäcces ein. Einen McPlant hatte ich sowieso noch probieren wollen (geht so, schmeckt stark nach den anderen Zutaten als nach dem Fleischersatz).
Ich aß ihn draußen und schrieb Britta und Nicky, dass ich das jetzt durchziehen würde. Nicky verlangte sofort Fotos, sonst wäre es nicht real. Sie bekam welche:
Noch auf dem Weg zum nächsten Laden kamen mir Zweifel an meiner Aktion. „Bist du nicht viel zu alt dafür? Und wolltest du nicht morgen fit sein? Was machst du hier eigentlich?“ Ich schob die Bedenken erst einmal zur Seite.
Danach wollte ich ein Bier in der Bar Balthasar trinken, Bonns einziger Craftbeer-Bar. Ich bestellte 0,3l West Coast IPA nach draußen. Weil der Kellner zehn Minuten brauchte, um es mir rauszubringen, aß ich aus Protest meine mitgebrachte Packung Treets.
Direkt vor mir machten zwei Jungs mit einer interessanten Apparatur die Fenster des Geschäftshauses nebenan sauber. Weil ich sonst niemanden zum reden hatte, kam ich kurz mit dem einen Dude ins Gepräch. Sie arbeiten abends, weil dann weniger Betrieb in der Stadt ist. Und das Haus wäre noch gar nichts, bei anderen würden sie einen Kran brauchen.
Mittlerweile schrieb ich fleißig mit Britta, Nicky, außerdem Christian und kurz mit Mattes. Wenn man die Freunde virtuell „dabei“ hat, ist man nicht ganz so alleine.
Auf dem Weg zum nächsten Laden, „The Pub“, merkte ich, wie müde ich war. Irgendwie doch viel anstrengender, wenn man alleine unterwegs ist. Aber fürs Aufgeben wäre es noch zu früh.
Im Pub setzte ich mich an den Tresen, bestellte noch ein kleines Bier und smalltalkte ein wenig mit der Kellnerin, wie man es immer in den Filmen so sieht. Ging überraschend gut.
Und auch mit meinen virtuellen Gesprächspartner:innen wurden die Konversationen langsam deeper…
Der Weg danach in den Quiet Man kam mir erschreckend weit vor. Die Altstadt hat doch sehr lange Laufwege. Es war einiges los unterwegs, viele Menschen saßen zum ersten Mal in diesem Jahr draußen, jeder auf seine Weise:
Im Quiet Man war die letzte Runde dann schon gelaufen. Ich belaberte den Kellner aber, mir noch ein letztes, kleines Bier auszuschenken, bekam es und setzte mich auch dort an den Tresen.
Wir kamen ein wenig auf den Namen „Quiet Man“ zu sprechen. Der Kellner verwies auf einen Whiskey und einen Film gleichen Namens. Dann war mein Bier auch schon leer, und ich verabschiedete mich.
Tja, und jetzt?
Jetzt habe ich das durchgezogen.
Bei genauer Betrachtung bin ich halt nur alleine einen trinken gegangen, aber irgendwie hat mir das gut getan. Ich werde morgen deswegen nicht früher oder später aufwachen als sonst, aber ziemlich sicher nicht schlechter gelaunt. Hin und wieder mal was Spontanes tun – warum ist das so schwierig geworden?
Mit ein paar netten Leuten hätte es übrigens noch viel mehr Spaß gemacht. Vielleicht lässt sich das ja nochmal machen.
Mit besten Dank an Britta und Nicky, die bis zum Ende mit „dabei“ waren! <3
*
Gänsehautlied (und ja, kann sein, dass ich das schonmal gepostet habe):
Wenn ich eine einzige Weisheit in diesem Leben weitergeben dürfte, dann wahrscheinlich diese hier: Wenn es dir mal nicht gut geht, weil die Welt mal wieder scheiße zu dir ist, dann verlange weniger von ihr und von dir selbst.
Deine Beziehung ist weit von einer echten Romanze entfernt? Ihr streitet euch nur noch? Der Chef macht Stress, die Arbeit nervt? An der Supermarktkasse hat sich einer vorgedrängelt? Du hast das Auto beim Einparken gegen die Stoßstange des Nebenparkers gesetzt? Du hast keine Perspektive, weißt nicht, was das alles soll?
Dann halte mal kurz inne und steige ein, zwei Stufen herab auf der Bedürfnispyramide. Jetzt ist vielleicht einfach nicht die Zeit für Selbstverwirklichung.
Sei froh, dass du eine Beziehung hast (wie viele Menschen haben keine oder hatten noch nie eine!). Hilft ein wenig Dankbarkeit dafür nicht vielleicht sogar, den nächsten Streit zu umgehen? Der Job ist öde, okay, aber du hast ihn! Er gibt dir Geld, um deine Rechnungen zu bezahlen. Das ist ja erst einmal das Wichtigste. Schau dich dann in Ruhe nach was Anderem um. Einer hat sich vorgedrängelt? Was soll’s. Du kommst dadurch 30 Sekunden später mit tollen Waren nach Hause, die du dir kaufen kannst, weil du im reichen Teil der Welt aufgewachsen bist. Die Stoßstange des Nebenautos ist beschädigt? Ätzend, aber wenigstens ist niemandem was passiert.
You get the picture.
Und ja, ich weiß, ist erstens schwer. Und zweitens sollen wir doch nach den Sternen greifen. You gotta kick it like a big bass drum, wie ein weiser Mann (Juan!) einst sagte.
Sicher, auf lange Sicht sollen wir das. Aber nicht zwingend immer und zu aller Zeit. Ich glaube, zum Meister wirst du auch nur, wenn du zuweilen eine Durststrecke und kleine Ungerechtigkeiten ertragen kannst. Strebe nach weniger, zumindest dann, wenn du gerade eine Krise hast. Dann löst sich die Krise schneller auf.
*
Müsli-Boykott
Neulich stand ich im Supermarkt vor dem Müsli-Regal und dachte: „Ach komm! Du hast seit beinahe fünf Jahren kein Populär-Radio mit Werbung mehr gehört. Du kannst Seitenbacher für diese blöden Spots vergeben, die du immer gehasst hast, deinen Boykott beenden und das Zeug wieder kaufen. Am Ende war’s doch gar nicht soo schlimm, oder? Da hat halt einer geschwäbelt und ganz oft „Seitenbacher“ gesagt. Und wahrscheinlich macht der das schon lange nicht mehr.“
Vorhin auf dem Weg zu Ikea nach zehn Minuten auf 1live:
„WOASCHT, KARLE!“
Radio aus.
Nein, ich bin doch noch nicht so weit, und ich glaube, ich werde es auch niemals sein.
Es gibt Phasen im Leben, in denen mache ich mir Gedanken, wie ich wohl rüberkomme bei anderen Menschen. Bin ich zu laut, lache ich zu komisch, falle ich zu sehr auf, kleide ich mich zu schlecht, ist meine Stimme wohl seltsam, unterbreche ich die Leute zu oft, sind meine Witze mies, hätte ich an der Stelle besser das und das gesagt?
Ich glaube, nichts strengt mehr an, und nichts ist überflüssiger. Hab gerade mit Nicky darüber gechattet. Sie sagte dazu:
ich glaube, dass man selbst immer denkt man hätte voll die merkwürdigen seiten, die man keinem zeigen darf
In wirklichkeit zeigt man aber die ganze zeit seiten von sich, die andere merkwürdig finden, man selbst aber nicht…
D.h. ich glaube wenn man einfach true ist, dann finden die leute einfach nur andere dinge an einem merkwürdig, aber das gesamtbild ändert sich nicht
Dem ist nichts…
Doch, Moment! Denn zum einen boykottiert Nicky hier die Groß- und Kleinschreibung der deutschen Sprache, und ich finde es großartig! Oder habt ihr deswegen daran irgendwas missverstanden?
Was aber ist, zum anderen, wenn man keine woken Sprüche hat, sexistische Witze reißt, rumläuft wie Honk?
Sperrt einen immer noch keiner für ein… Vielleicht wird man eher von einigen Leuten gemieden. Aber schaue ich mir an, wie viele Menschen in meinem Bekanntenkreis sind, die nicht woke sind, gannnz schlechte Witze reißen oder überhaupt nicht der Norm entsprechen, und ich sie trotzdem irgendwie gern habe und viele andere auch.
Dann scheint das gar keine so große Rolle zu spielen.
Die Leute wollen dich nur greifen können, wollen sagen können, „Hey, den Jürgen mag ich, obwohl der ja manchmal echt… und dann noch… und weißt du, was der neulich… Aber eigentlich…“
Klar, hinterfrag dich immer mal wieder, isoliere dich nicht absichtlich sozial, tue möglichst niemandem weh. Aber ansonsten: sei einfach! Ich glaube, da haben alle was von.
*
Ob ich mal zu den Dropkick Murphys gehe, wenn die schon mal nach Bonn kommen? ? Tickets mit 55 Euro fast schon billig für einen Kunstrasen-Act. Jemand Lust?
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Everything Everywhere All At Once
Ich glaube, das hat den Oscar gewonnen, weil es einfach verdammt gut gespielt und szenisch umgesetzt ist. Die Story: irgendwo zwischen „ja nun“ und „what the hell did I just watch?“. Love ist halt the answer. Toll finde ich, dass das asiatische Kino (so man die Hollywood-Produktion denn so nennen kann) jetzt schon zum zweiten Mal in diesem Jahrzehnt den Oscar für den besten Film eingeheimst hat.
Silicon Valley
Vor Jahren mal damit angefangen und jetzt – wo ich mir zwei Monate lang ein Wow-Abo gegönnt habe – endlich mal zu Ende gesehen. Bzw. gerade noch einmal die erste Staffel erneut gesehen. Ich find’s einfach genial. Eine wunderbare Parodie auf das Jahrzehnt der Startups (die 10er-Jahre ☝?) mit einem einfach wun-der-ba-ren Antagonisten. Denn jepp, der heimtückische Techmilliardär Gavin Belson (toll gespielt von Matt Ross), der sich nach außen hin als Philantrop gibt, aber alles dafür tut, das Startup der Hauptdarsteller zu sabotieren, ist für mich der heimliche Star der Serie. Ein toller Running Gag natürlich auch, wie sich die beiden Entwickler Gilfoyle und Danesh gegenseitig batteln. Hat fast von vorne bis hinten Spaß gemacht, mit einem kreativen Hoch in der Mitte, die Staffeln 3 und 4.
Der Schwarm
Verfilmung von Frank Schätzings Bestseller als 8-Teiler in der ZDF-Mediathek. Lässt mich ziemlich ratlos zurück. Klar, das Meer rächt sich am Menschen, hat ja auch allen Grund dazu. Sie bauen gute Charaktere auf, die einem im Gedächtnis bleiben. Komisch nur, dass es einem dann trotzdem egal ist, wenn der eine oder die andere über den Jordan geht. Und was soll dieser Armageddon-mäßige Schlussteil? Und wie, das war jetzt das Ende?
Gestern kam ein Kumpel vorbei, dem ich mit seinem Handy helfen sollte (ich glaaaube, wir haben das Problem am Ende auch gelöst, es trat zumindest seitdem nicht mehr auf). Und irgendwie kamen wir auch auf ChatGPT und Chemie zu sprechen. Ich erwähnte, dass mir ChatGPT bei einigen Fragen mit Chemie geholfen hatte. Was mir denn noch unklar wäre, fragte mein Kumpel dann, zufällig kenne er sich als Lehrer mit Chemie aus. Na ja, was eine Säure von einer Base unterscheidet und wie man sie im Alltag voneinander unterscheiden kann, das wäre mir noch nicht zu 100 Prozent klar.
Mein Kumpel nahm ein Stück Papier und zeichnete etwas auf: „Guck mal, das ist ein Wassermolekül. Wenn du davon jetzt das Wasserstoff-Atom abspaltest, passiert was?“ – „Es bleiben HO und H zurück.“ – „Genau, aber weil die beiden vorher miteinander verbunden waren, durch die Trennung aber nicht alle Elektronen dahin zurückgewandert sind, woher sie kamen, haben wir nun HO– und H+, eine Base und eine Säure“…
Das alles wäre für euch verständlicher, wenn ihr das Blatt Papier vor euch hättet liegen sehen. Mein Kumpel ging genau auf meinen Wissensstand und meine Nachfragen ein, und am Ende waren irgendwie alle Unklarheiten beseitigt. Eine Säure ist eine Substanz mit einem hohen Anteil an positiv geladenen Wasserstoff-Ionen und eine Base eine Substanz mit einem hohen Anteil an Hydroxidionen. Das hatte mein Chemiebuch tatsächlich nicht in diesen einfach Worten erklärt.
ChatGPT – was wir danach ausprobierten – übrigens auch nicht. Mein Kumpel probierte es zum ersten Mal aus, stellte auch einige philosophische Fragen, war insgesamt aber eher wenig begeistert von den Antworten. Ich diesmal auch.
Es war Anfang des Jahres in der Diskussion, dass Lehrer neben vielen anderen Berufen künftig überflüssig sein könnten. Mein Kumpel jedenfalls nicht. Er kann das phänomenal gut mit diesem Erklären.
Vielleicht wird es nur die Schlechten ihrer Art treffen. Jetzt muss jeder hoffen, nicht selbst dazu zu gehören.
*
Aber, das muss man ChatGPT lassen: Fehler eingestehen und sich später korrigieren – ungewöhnlich für eine Maschine und irgendwo: menschlich.
Also, auch vorbildlich für einen Menschen. Ich kenne sehr viele, die einen Fehler nicht eingestehen können oder ihn auf höhere Mächte zurückführen.
ChatGPT nennt übrigens keine Quellen. Das wird dem Tool irgendwann noch zum Problem werden.
*
Hui, mein Lieblings-Eishockeyteam war gestern in town (und scheint heute die Kölner Haie rausgehauen zu haben, ja nun…):
*
Grüße vom Handwaschbär:
*
Es wird Frühling:
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