Kategorien
Yeah

Eifelgold

Zum zweiten Mal komme ich jetzt von einem mehrtägigen Aufenthalt in der Eifel zurück, und zum zweiten Mal bin ich völlig geflasht. Bereit die Welt zu umarmen, mich selbst zu bessern, Liebe in die Welt hinaus zu tragen (jaja!). ?

Der erste Mal war Rock am Ring vor einem Jahr, das zweite Mal jetzt das verlängerte Wochenende in der Osteifel auf dem Jakobsweg. Ich mag die weiten Felder und Wiesen, das Eifelgold, ich mag die Menschen, die teils wunderschönen kleinen Orte, ich mag gerne dort sein.

Wir sind freundlich behandelt worden, die meisten Menschen grüßen (muss nichts heißen, aber ist immer ganz angenehm), viele haben sich für uns interessiert, uns Hilfe angeboten, ein völlig Fremder hielt vor uns mit dem Auto an, um jeden von uns dreien zwei kleine Flaschen Wasser in die Hand zu drücken (die wir gut gebrauchen konnten).

Es wirkt auf mich noch wie ein Stück heile Welt dort – keine Märchenwelt, das sei aber auch klargestellt. Am letzten Abend trafen wir auf einen Junggesellinnenabschied und lernten noch einige andere sehr nette Leute in der dortigen „Kneipenszene“ kennen. Eine Frau erzählte von ihren zwei Kindern, die sie von verschiedenen Männern hat, eine zweite hatte drei Kindern von Ex-Mann und aktuellem Partner, eine dritte dass sie vier Kinder hat und von ihrem Mann Ärger kriegt, wenn sie abends spät nach Hause kommt und trotzdem (oder gerade deswegen) noch auf Tinder unterwegs ist.

Also auch nicht viel anders als das moderne Leben in der Großstadt. Nur irgendwie etwas netter, mehr Miteinander, mehr echtes Interesse füreinander. Immerhin ist die Internetverbindung mobil wie fest besser als noch vor ein paar Jahren, als wir dort waren (Funklöcher gibt es dennoch und man freut sich, wenn einen das überlappende Luxemburger Netz begrüßt). Die Kneipe, deren Angebotsreklame mich vor ein paar Jahren noch deprimiert hatte, weil sie das Übernachtungs- und das Speisenangebot einfach durchgestrichen hatten, hatte nun immerhin wieder Speisen im Angebot:

Und ja, nach all den tollen Erlebnissen dort, frage ich ich immer, warum ich eigentlich nicht jedes zweite Wochenende dort bin und wandern gehe. Oder warum ich das nicht schon seit Jahren tue. Immerhin wohne ich seit über 20 Jahren direkt daneben.

Support your local Hausgebirge is what I’m saying. In Bonn genauso wie in Stuttgart, Dresden, Bielefeld. Fahr hin, entspann dich, erlebe die Gegend, bring Devisen in die meist strukturschwachen Region, nimm dir ein bisschen Zeit mit den Leuten zu reden.

Möchte ich jetzt öfter mal tun.

*

Killers of the Flower Moon (Scorsese): Sieht nach harter Kost aus…

*

Die Schlinge zieht sich immer enger zu…

Kategorien
Yeah

Slow it all down

Ich war nicht gut drauf heute Nachmittag, und wenn das der Fall ist, drehe ich oft mal eine Runde um den Block. Das hilft meist, die schlechte Laune zu halbieren. Weil ich gerade in der Nähe des Aldis war, fiel mir ein, dass ich noch Müsli brauchte, und ging spontan rein. Die Leute dort gingen mir auf den Geist, immer stand einer im Weg, hatte es zu eilig oder mir passte seine Nase nicht. Ich weiß es gar nicht genau, aber ich war völlig genervt.

Vor mir an der Kasse dann eine Mutter mit kleinem Jungen, und sie wirkte leicht überfordert. Wer in den letzten 15 Jahren mal bei Aldi an der Kasse stand, weiß eigentlich: Du hast genau 0,7 Sekunden Zeit, dein Zeug in den Korb oder Einkaufswagen zu schmeißen, weil die Verkäuferin das in der Zeit alles auf die 10 cm breite Einpackschneise geschoben hat und sofort den nächsten dran nimmt.

Die Frau vor mir kam da nicht hinterher. Sie hatte wohl 20 Sachen gekauft, packte dies ganz ruhig in eine Tasche, jenes in die andere, ach nee, da war ja schon was drin, packte um, schloss die Tasche, machte sie wieder auf, um ihr Portmonee rauszuholen, während sich hinter ihr schon die Leute die Beine in den Bauch standen.

Jetzt passierte etwas Ungewöhnliches. Die Kassiererin war beim letzten Item der Frau angekommen, einer Packung Äpfel, und hier funktionierte der Barcode nicht. Sie schaute auf einer Liste nach, fand die Äpfel aber nicht. Per Headset meldete sie sich bei ihrer Kollegin und fragte nach dem Preis. Das alles gab der Frau vor mir die Zeit, ihr Zeug doch noch einzupacken. Und als die Kassiererin den Preis durchgesagt bekam und dann auch schon anfing, meine Sachen über den Scanner zu schieben, war die Frau fast fertig.

Mittlerweile hatte ich auch ein paar mal tief durchgeatmet und war deutlich gelassener als davor. Dass es mal etwas langsamer von statten ging, fand ich plötzlich eigentlich sehr schön.

Interessant auf jeden Fall, die Frau genau die Zeit bekam, die sie brauchte. Ist es vielleicht das, was wir alle brauchen? Ein wenig mehr Zeit, etwas weniger Sofort? Muss man wirklich in 2 Minuten an der Aldi-Kasse fertig sein, oder ist es schlimm, wenn es mal 3 oder gar 5 sind? Was verpasst man groß in der Zeit? Muss der neue Rucksack zwingend direkt am nächsten Tag geliefert werden, oder würde vier Tage später nicht auch noch reichen? Wäre dann nicht sogar die Vorfreude größer? Täte unserer ganzen Gesellschaft das nicht vielleicht mal richtig gut, alles ein klein wenig langsamer anzugehen?

Manchmal habe ich den Eindruck: Corona und die damit auch verbundene Chip-, Liefer-, Ersatzteil-, Arbeitskräfte- und überhaupt Krise hat schon geholfen uns daran zu erinnern, dass es so schlimm gar nicht ist, wenn man mal ein paar Tage auf etwas warten muss. Das 9-Euro-Ticket hatte uns auch noch einmal vor Augen geführt, wie leidensfähig wir sind und dass volle Züge, Verspätungen und Zugstreichungen uns am Ende gar nicht so viel ausmachen.

Etwas mehr Geduld und Gelassenheit könnte uns allen ziemlich gut tun.

*

Rucksack

Am Ende habe ich sie mir doch beide bestellt, die beiden Rucksäcke aus meiner engeren Auswahl. Den Aevor Travel Pack in Schwarz und den Vaude Wizard 30+4 in Rot. Am Ende musst du ausprobieren, nur Gucken hilft nicht:

Haben beide sehr viele Vor- und ganz wenige Nachteile. Der Vaude hat kein Laptop-Fach, dafür aber ein Netz, das den Rücken trocken hält. Schuhe passen allerdings nur in das Extra-Schuhfach unten, wenn man die Erweiterung öffnet, also die genannten +4. Dem Aevor fehlt eine Regenhülle, vor allem aber eine Extra-Tasche vorne für Kleines. (Nichts ist notwendiger als das Überflüssige!) Aber ansonsten geht sehr viel rein, drinnen hat’s viele Taschen und der Extra-Zugriff an der Seite ist toll.

Und jetzt bin ich drauf und dran beide zu behalten. ? Ja, was kost‘ die Welt… kosten ja beide „nur“ um 120 Euro. Sparken aber beide viel Joy. Der Vaude würde sich ideal für Tischtennis, Pilgern und Wandern eignen, der Aevor bestens als Alltags-, Einkaufs- und Reiserucksack.

Dann hätte ich halt nicht einen für alles, sondern zwei.

Scheiß drauf…

*

Minimalismus

Gerade fiel mir auf, dass ich in den letzten Wochen mein Minimalisten-Büro gar noch weiter entschlackt habe. Ich habe mir tatsächlich Maus und Mauspad abgewöhnt und arbeite jetzt nur noch mit dem Trackpad des Laptops. Heißt: Auf meinem Schreibtisch steht jetzt wirklich nur noch ein Laptop (und hin und wieder eine Tasse Kaffee und ein Smartphone). Sonst nichts. ??‍♂️

Zeig mir denjenigen, der da noch minimalistischer ist als ich! 😉

*

Schinken

Genau 9 gedruckte Bücher habe ich noch, die ich mir vor dem Wegschmeißen noch einmal genau anschauen wollte. Dabei diesen dicken Wälzer über Wissenschaft & Technik:

Wo kommt der eigentlich her? Ich weiß es gar nicht mehr. Und könnte ich den nicht eigentlich so weghauen und mir alles, was ich wissen muss, im Internet durchlesen?

Vorhin blättere ich durch und stelle fest: nee. Das ist einfach zu interessant, zu gut und kompakt beschrieben und zu toll illustriert. Werde ich nicht behalten wollen, aber sollte ich definitiv noch einmal lesen, um meine letzten Wissenslücken beim Thema Technik zu schließen.

Sind ja bloß 500 Seiten… ? Hab noch keine Ahnung, wann ich das alles lesen soll. Jeden Tag eine Doppelseite und am Wochenende mal ein paar mehr? Würde dann trotzdem 150-200 Tage dauern. Und ich wollte doch diesen Sommer alles fertig minimiert haben.

Damn…

Kategorien
Right

Die Kaffee-Extraversion

„Logbuch 4-1703, bis hier höre ich die…

Ach nee, ich schweife ab. Stop. Die Lage ist dennoch ernst. Stop. Die Vorräte gehen zur Neige, und es ist nicht mehr auszuschließen – stop – dass sie nicht mehr bis Ende April reichen werden. Over!

Moment, eins habe ich noch vergessen. Stop. Wie die Außenwelt auf all das reagieren, wie die Nachwelt es bewerten wird – wenn es eine Nachwelt gibt, was wir nicht wissen. Stop. Lasst sie bitte wissen, dass ich Belle geliebt habe. Stop. Trotz allem, was sie heute Morgen über mich…“

„Alter, du weißt schon, dass ich hier neben dir sitze und dir zuhöre, wenn du dein so genanntes Log ins Telefon sprichst.“

„Smartphone nennt sich das, und es ist die Sprachrekorder-App.“

„Ändert nichts daran, dass ich das alles mitkriege. Und du nicht nach jedem zweiten Satz ‚Stop‘ sagen musst. Du hast sie doch nicht alle!“

„Aber du schon, oder was? Trinkst die dritte Tasse, als hätten wir’s dicke!“

„Weil ich es anders mit dir nicht aushalte“.

„Im verschlafenen Zustand, in dem du sonst immer bist?“

„DU schläfst doch den ganzen Tag“.

„Weil die Welt da draußen ja auch immerhin vor die Hunde geht.“

„Das hat dich noch nie gekümmert.“

„Aber jetzt ist es mir wichtig.“

„Ist klar.“

„Warte, wer hat hier jetzt eigentlich was gesagt?“

„Hört man doch in deinem so genannten Log.“

„Ja, aber wenn man das hier liest, kommt man durcheinander. Stop. So wie ich bei dir immer wieder durcheinander komme.“

„Hör auf ‚Stop‘ zu sagen!“

„Ich hab’s nur nett gemeint.“

„Dass ich dich durcheinander bringe?“

„Ja.“

„Hui!“

Danach wäre ich am liebsten über sie hergefallen, aber Belle stand einfach auf und ging aus dem Zimmer. Doch wohl nicht, um sich noch einen Frappuccino mit Sprühsahne und Hagelslag… Aber das wäre dann der vierte. Das würde selbst sie nicht aushalten.

Das hier sage ich tatsächlich jetzt off the record. Wenn es mit Belle auch anstrengend ist. Ich bin froh, dass ich sie bei mir habe in dieser Zeit. Seit Monaten zehren wir von den Vorräten, die man uns für diese Mission gegeben hat. 250 Gramm Sidamo-Espresso, Tansania, noch ungemalen, 500 Gramm Pamwamba, Malawi, fein gemahlen. Terazul aus Ecuador, 60-40-Mischung von einer Rösterei in der Südstadt, 500 Gramm. Dabei löst Robusta in mir Wahnvorstellungen aus. Ich versuche, es Belle unterzumischen.

„Zu viel Filterkaffee, zu wenig Espresso“, hatte sie sich beschwert.

„Dann stehen wir die Tage entspannter durch“, lobte ich die Mischung.

„Aber wir werden nicht richtig wach.“

„Wozu denn auch, wir müssen doch nur hier durchhalten und Videos gucken. Willst du den Plot von Sex/Life etwa mitkriegen?“

„Lieber Sex/Life haben“, lachte sie.

Ich lachte auch. Etwas lauter als sie.

Danach wäre ich nun wirklich gerne über sie… aber sie lachte nur und murmelte etwas von „heut Abend vielleicht“. Langsam kamen wir mit den Zeitebenen durcheinander. Das passiert, wenn man so lange hier eingesperrt ist, wie wir es sind.

Waren es sieben oder zehn Wochen? Ich konnte es nicht mehr sagen. Alleine, dass die Vorräte langsam zur Neige gingen, ließ sich nicht mehr leugnen. Und an das Danach wollte keiner von uns denken. Das Danach und das Dadraußen. Keiner konnte wissen, wie die Welt da draußen aussah, seit wir uns hier eingeschlossen hatten, notgedrungen eingeschlossen, sagte Belle, sage ich auch.

Ob nicht längst marodierende Zombies von Haus zu Haus gingen? Woran würde man das eigentlich merken, hier im vierten Stock? Der Strom lief noch, aber das Haus hatte Fotovoltaik, das Wasser auch noch, aber mit eigener Grundwasserspeisung und Pumpe – clever vorgesorgt hatte er, der Vermieter. Gott habe ihn selig. Wir hatten seit Wochen nichts von ihm gehört und mussten das Schlimmste annehmen.

Und eines Morgens war es dann so weit. Die weißen Papiere für den Filterkaffee gingen zur Neige. Ich musste lachen, als ich das sah, lange lachen, zu lange lachen, nie hätte ich gedacht, dass dieser Riesenberg an Filtern zur Neige gehen könnte. Niemals, nie!

„Werd nicht hysterisch!“, schalt mich Belle.

Du wirst hysterisch!“

„Dann holen wir halte neue!“

„Vom Supermarkt unten oder was? Mensch, siehst du denn nicht, was hier los ist? Die V60-Filter!“

„Die weißen?“

„Die weißen!“

„Oh“, sagte sie.

„Ja“, sagte ich.

Das Internet! Es müsste doch noch funktionieren, oder etwa nicht? Ich konnte an Belles Augen ablesen, dass sie dasselbe dachte. Wir sprinteten zum Rechner, beinahe stieß ich mich an der Tür, sie war erstaunlich schnell, ich hielt sie am Hemd fest (war das nicht meins?), riss es dabei kaputt.

„Das wirst du büßen“, keuchte sie. „Schon wieder!“

„Das war mein Hemd!“

„Mir steht es besser.“

„Das ist jetzt nicht wichtig.“

„Nein, wirklich nicht.“

„Nicht jetzt.“

Wir rannten weiter Richtung Laptop, fielen durcheinander, aufeinander, übereinander. „Sex?!“ dachte ich und sagte es wohl auch. Sie sah mich strafend an.

Ich war als erster am Laptop, setzte mich, atmete einmal kurz durch. Belle stoppte hinter mir. Langsam öffnete ich den Deckel. Würde er noch… Er funktionierte!

Amazon, V60-Filter, Minimalistenpackung, 100 Stück, Versand bis morgen, secure payment. Würde das reichen? Ich sah zu Belle hinauf. Sie nickte ernst. Ich drückte ab.

„Erledigt“, sagte ich und ließ meinen Kopf gegen ihr Becken sinken. Sie nahm ihn und streichelte ihn.

Du bist erledigt“.

„Sagst du so. Ich hab uns doch gerade gerettet.“

„Noch sind die Filter nicht hier.“

„Ich hab das Gefühl, die werden das hinkriegen.“

„Und wenn nicht?“

„Haben wir noch die Robusta-Mischung.“

„Die du seit letzter Woche versuchst mir untermischen.“

„Das hast du gemerkt?“

„Hallo, wir hausen seit Wochen zusammen auf 40 Quadratmetern.“

„Vielleicht sollten wir langsam mal rausgehen.“

„Glaubst du denn, dass es sicher ist?“

„Wie schlimm kann es sein?“

„Kaum schlimmer, als mit dir!“

„Du bist unglaublich.“

„Und du erst.“

„Hast du das denn eigentlich ernst gemeint?“

„Was?“

„Was du da vorhin in deinem komischen Log gesagt hast, dass du mich liebst, trotz allem.“

„Ich glaube schon. Und du?“

„Sonst wäre ich kaum noch hier.“

„Dann sage ich mal: danke.“

„Ja, du mich auch.“

„Logbuch 4-1706. Wir haben durchgehalten. Stop. Es ist Mai. Stop. Keine Frage, ob ich den Dolce e Gusto noch sehen kann. Doppel-Stop. Er wurde als Notfallkaffee gekauft. Wir können nur hoffen, dass das Dadraußen noch existiert mit seiner Abstra-, Akstra…“

„Abstraktion heißt das.“

„Danke, Abstraktion.“

„Was soll das überhaupt heißen?“

„Das geht dich nichts an, ich bin mitten in meinen Aufzeichnungen, das ist privat“.

„So privat, dass du dabei neben mir sitzt und ich nicht weghören kann.“

„Dann geh woanders hin, ins Schlafzimmer oder so.“

„Kommst du dann mit?“

„Erst wenn ich hier fertig bin.“

„Wann wirst du jemals fertig?“

„Wenn du mich in Ruhe lässt und da draußen…“

„Was soll da draußen eigentlich sein?“

„Nichts, wofür es wert wäre, da rauszugehen, finde ich.“

„Finde ich auch nicht.“

„Dann sehen wir uns im Schlafzimmer?“

„Wenn du das Licht ausmachst, dann nicht.“

„Mache ich dann lieber.“

Und sie ging.

Kategorien
Right

Als ich einmal einen Freund von mir verkuppeln wollte

Vielleicht kennt die eine oder der andere die TV-Serie „My Name is Earl“ (aktuell verfügbar auf Disney+). Earl ist ein Tunichtgut und Kleinkrimineller, der sich meist mit kleinen Diebstählen durchschlägt. Als er das Siegerlos zu einer Lotterie bei einem Autounfall verliert, wochenlang ins Krankenhaus kommt, seine Frau von einem Freund von ihm schwanger wird, beschließt er, etwas zu ändern. Er stellt eine Liste von all den schlechten Dingen auf, die er jemals gemacht hat und will sie wieder gut machen. Mit dem Wunsch, dass ihm selbst einmal etwas Gutes widerfährt. Karma eben.

Schon die erste Folge ist ebenso wunderbar komisch wie rührend. Earl beschließt, den Mann zu verkuppeln, den er in der Schule am meisten drangsaliert hat. Als der sich dann als Schwuler entpuppt und Earl natürlich auch noch Schwulenhasser ist, nimmt das Ganze noch mehr Dynamik auf, weil Earl sich an sein Wort gebunden fühlt.,,

Das Konzept wird nach einigen Folgen tatsächlich ein wenig langatmig, genauso wahrscheinlich, wie uns trotz gegenteiliger Beteuerungen rein positive Nachrichten nach einiger Zeit furchtbar langweilen würden. Aber ein paar davon kann man sich sehr gut einmal anschauen, von beidem.

Die Frage, die sich daraus ergibt, die ich derzeit auch mit einer Freundin diskutiere, ist: funktioniert das auch im echten Leben? Sicher, die anderen würden sich freuen, wenn man ihnen hülfe, aber würde einem damit automatisch Gutes widerfahren?

Ich habe ein Positivbeispiel in der Richtung. Ich war mal mit einem Freund ein Bier trinken, von dem ich wusste, dass er schon lange Single ist. Als ich dann in der gleichen Bar eine Bekannte mit Freunden an einem anderen Tisch sitzen sah, dachte ich: das könnte doch eigentlich passen… ?

Völlig wahnwitzige Idee eigentlich. Verkuppelungen klappen äußerst selten. Jedenfalls stellte ich die beiden einander vor, wir schmissen die beiden Partys dann zusammen, kamen rüber zu ihrem Tisch, und ich wurde nicht müde, meinen Freund in den höchsten Tönen zu loben und Gemeinsamkeiten der beiden zu unterstreichen.

Ich glaube, wir hatten gut Spaß, die beiden verstanden sich, wir lachten viel. Auch ich hatte eine gute Zeit. Irgendwann nahm meine Bekannte mich dann zur Seite und sagte: „Hör mal, Jürgen, das ist superlieb, was du hier machst. Du weißt aber schon, dass ich an deinem Kumpel nicht interessiert bin.“ – „Oh, das wusste ich nicht, warum denn nicht?“ – „Der ist nett, aber nicht mein Typ.“ – „Okay, und wer ist dein Typ?“ – „Na… du!“

Was angeblich Jahre schon der Fall war und sie sich bloß niemals getraut hatte mir zu sagen, kann durch so eine blöde Aktion erst ans Tageslicht. Obwohl oder vielleicht sogar gerade weil ich es wirklich gut mit den beiden gemeint hatte.

Der Punkt ist: Würde das wirklich auch im Alltag funktionieren? Dauerhaft? Auch in unserem hohen Alter noch? Und es ist ja heute nicht so, dass ich nur neidisch und missgünstig gegenüber anderen wäre oder sie sabotieren würde. Aber dieses aktive Unterstützen und ihnen etwas Gutes wollen – das kam vielleicht in letzter Zeit wirklich etwas kurz.

Ist es egoistisch, anderen zu helfen, nur mit dem Hintergedanken, dass einem selbst dann etwas Gutes widerfährt? Vielleicht, aber das ist Egoismus, der niemandem schadet, im Gegenteil, es wäre Win-Win für alle Seiten. So wie auch Earl in der Serie schon nach seiner ersten guten Tat sein Lotterielos wiederbekommt – und dann nicht aufhört, sondern das Geld investiert, um seine Liste abzuarbeiten.

Es könnte sich lohnen, das mal in der Praxis auszuprobieren.

*

Alte Videos von sich beim Tischtennis wiederfinden…

(Screenshot)

Das ist mindestens fünf Jahre her. Und normal konnte ich mir sowas früher gar nicht anschauen… Wie sehe ich denn da aus, was habe ich da an, was mache ich da für komische Schläge, und dann ist das Video ganz nebenbei auch noch furchtbar gelbstichig.

Heute denke ich mir: Hey cool, wie du seitdem abgenommen, deinen Modegeschmack deutlich verbessert hast, und auch deine Schlagtechnik ist besser geworden. Gut, mal den Unterschied zu sehen!

Ganz abgesehen davon hatte ich schon wahrlich hässlichere Brillen als die, die ich da trage.

Also, ja, schaut euch ruhig mal alte Videos von euch an und lernt daraus. So schlimm ist es mitunter gar nicht.

*

Hells yeah!

Das hat noch kein Bundesligist vor ihnen geschafft. Und dann der erste Titelgewinn überhaupt… Sollte jetzt etwa noch die Meisterschaft… Es wird spannend!

*

War gestern Radfahren… Es war schön!

*

Den Teufel werd ich tun!

*

Und last but not least kann ich auch noch diese Zahnpasta empfehlen. Letzten Samstag war sie eigentlich leer, und zwar wirklich. Ich hab dann noch einmal nachgeschoben, und jetzt hält sie schon seit über einer Woche. Als ich die gekauft habe, war ich noch in einer Beziehung. ? Also lohnt sich, außer, ihr ihr habt Angst um eure Beziehung…

Kategorien
Right

Der perfekte Rucksack ?

Auf der Suche nach dem einen für alles und dem Anlegen einer neuen Outdoorausrüstung habe ich endlich nach langer Suche den perfekten Rucksack gefunden. Den Aevor Travelpack:

  • Fasst 38 bis 45 Liter
  • Hat ein Extra-Fach für Schuhe
  • Geht viel rein, aber wirkt nicht übermäßig groß
  • Sieht noch fashionable dabei aus, wirkt nicht wie ein Trekking-Rucksack
  • Lässt sich aber dafür einsetzen
  • Ist gut gepolstert, hat viele, viele Taschen
  • Kann man auch gut als Daypack, zum Verreisen oder zum Einkaufen nutzen
  • Hat gute Bewertungen erhalten
  • Ist noch bezahlbar
  • Lieferung bis gestern

Ich fand ihn auf Amazon und dachte mir: Sieht praktisch aus, ist voll Hipster, aber na ja, die Farbe…

Ich hab schon eine schwarze Trekking-Jacke, schwarze Trekking-Hose, schwarze Trekking-Unterhose… Immer schwarz! Sparkt das so Joy? Nee, schon nicht.

Dann sah ich, dass für den Travelpack noch zwei weitere Farben angezeigt wurden: Dieses schon deutlich hübschere Blau:

Bild: Aevor

Und dieses wunderschöne Hellgrau! Sparkt et Joy? Oh yes, it does! ?

Bild: Aevor

Vorsicht, Jürgen! Keinen hellen Rucksack kaufen, der verusselt nur! Na ja, aber der ist ja so meliert, da fallen ein paar Spritzer Dreck gar nicht auf.

Problem ist bei beiden Farben ohnehin das:

Aber macht nichts. Es gibt ja das Internet, den weltgrößten Marktplatz! Ich suchte auf Google Bilder, Google Shopping, jedem einzelnen Taschen- oder Outdoor-Shop. Überall das gleiche Bild:

Und beim Hersteller selbst?

Gibt es jetzt neben dem Schwarz nur noch so neue Farben.

„Proof Sundown“. Na ja…

„Proof Olive Gold“. ?

Was denken sich die Produktdesigner bei Aevor? „Lass ma‘ alles, was hübsch ist, aus dem Sortiment nehmen und dafür was Hässliches reinstellen?“

Ich durchforstete noch einmal das Internet und fand schließlich doch noch einen Shop, der die schöne Farbe verkauft…

Das sieht SUPERseriös aus…

Was mich vor allem ärgert, ist, dass Amazon und viele, viele andere Shops den Rucksack immer noch im Katalog aufführen und anzeigen, auch wenn er wohl schon längst nicht mehr produziert oder verkauft wird.

Hätte ich gar nicht gewusst, dass es den gibt, wäre ich längst weitergezogen und mit was Anderem glücklich geworden. Aber so… ?

*

Und ja, First World Problem, mimimi…

*

Bundestagsverkleinerung

An sich eine gute Idee. Mehr als 700 Abgeordnete braucht das Parlament nicht – was soll der Quatsch… Also reduzieren. Aber so…?

Screenshot: turi2.de

Geplant ist jetzt, dass Überhangmandate verschwinden und Sitze nur noch anhand der Zweistimmen verteilt werden. Das heißt, es werden einige Direktkandidaten in Wahlkreisen nicht mehr automatisch in den Bundestag einziehen.

Das ist, wie wenn der Meister der Regionalliga nicht automatisch aufsteigen würde. Ach warte, ist ja auch schon so.

Aber das ist keine gute Regelung. Ein Direktkandidat sollte auch automatisch in den Bundestag einziehen. Da hätte man besser bei den Zweitstimmen kürzen sollen.

Hier kann ich den Unmut der Gegner durchaus verstehen.

*

ChatGPT-Journalismus:

Screenshot: turi2.de

Was ich nicht verstehe, ist: Wer zahlt für sowas dann noch Geld und liest das?

Ich bekomme mittlerweile auch täglich Werbung für Seminare, Tools oder „Rezepte“, um alles aus ChatGPT rauszuholen, mir Kurzgeschichten, LinkedIn-Posts, Tweets oder ganze Romane von der KI schreiben zu lassen.

Schön und gut, aber warum sollte irgendjemand das dann noch von den „Autoren“ lesen, die ihre Inhalte so erstellt haben? Die kann sich doch jeder selbst zuhause mit ChatGPT zusammenbauen.

Oder anders gesagt: Wenn ich 99 Pasta-Rezepte will, dann kann ich ja direkt ChatGPT fragen und muss mir nicht mehr die „Lisa Kochen & Backen“ kaufen.

Wenn ich einen Roman lesen will, den eine KI geschrieben hat (warum sollte ich), dann lasse ich mir selbst eine von ChatGPT schreiben, aber kaufe niemandem sein Buch ab, der zu faul oder uninspiriert war, selbst etwas zu schreiben.

Ja, kann man vertuschen, dass man das gar nicht selbst war. Aber lange wird das nicht gut gehen. Und echte Meisterwerke kriegt die KI sowieso nicht hin.

*

Colin Hay: Maggie

Kategorien
Yeah

Merino all in

Marie Kondo hat keinen Kleiderschrank, sie hat eine Kommode.

Eigentlich reizt mich das auch noch, das schwere Monstrum von Schrank in meinem Schlafzimmer wegzuminimieren. Wo auch immer ich dann den Koffer und ganzen Kladderatsch lasse, der darauf lagert. Vielleicht brauche ich den dann auch gar nicht mehr… ?

Der Punkt ist aber eigentlich ein anderer: Nächstes Wochenende gehe ich mit Thorsten und Joachim pilgern. Und weil mir das gerade wieder Spaß macht und ich gerne generell wieder mehr wandern gehen würde, kleide ich mich dazu gerade neu ein. Outdoor, Sport, gleichzeitig brauche ich aber auch ein paar neue Ausgehklamotten.

Was wäre, wenn das alles dieselben wären? Wenn die alle aus Merino bestehen würden? Man also viel weniger Klamotten insgesamt bräuchte (Marie-Kondo-Prinzip), die, die man noch hat, für alles verwenden könnte, Sport, Touren, Ausgehen, Alltag, Schlafen, und nur ganz selten mal waschen müsste?

Ich bin gerade dabei, das zu organisieren.

Was ich schon habe:

  • 2x Merino-T-Shirts anthrazit von Alpin Loacker, die ich bereits zu allem anziehe, die aber auch einfach zu allem gut aussehen
  • 1 Merino-Langarmshirt schwarz, das, glaube ich, gar nicht stinken kann. Hat es zumindest noch nie. Klar, hin und wieder wasche ich es aber auch natürlich.
  • 1 Merino-Pullover schwarz, den ich auch fast zu allem anziehe

Noch bestellt:

  • 6 Paar Merino-Socken, eigentlich Trekking-Socken, aber auch zu anderem anziehbar
  • 5 Merino-T-Shirts bunt, die sowohl für Sport als auch Freizeit gingen.

Was noch fehlt:

  • 4-5 Merino-Unterhosen
  • 2 Merino-Hosen (Chinos o.ä.), Hosen gingen allerdings auch aus Baumwolle, die müssen bei mir nicht so oft gewaschen werden.
  • Noch 1 Merino-Pullover
  • 1 Merino-Hemd

Allerdings gibt es da auch ein Problem: Nicht alle Merino-Sachen scheinen diesen tollen Merino-Effekt zu haben nicht zu stinken, da wo es Baumwolle oder Polyester recht schnell tun.

Neulich hatte ich nämlich ein paar Sachen gekauft, die recht schnell gestunken haben. Und wenn Merino stinkt, dann stinkt es wie Hulle. Etwa so fies wie diese Zigaretten, die Hendrik mal hatte, die nicht mehr brennen, sondern nur noch glühen und dabei riechen wie… Buäh!

  • 1 Merino-Hoodie schwarz, den ich aber trotzdem behalte, weil er einfach toll aussieht, super passt und auch weder zu heiß noch zu kalt ist.
  • 2 Paar Merino-Socken vom Globetrotter, die nach spätestens 2x tragen stinken. Neulich habe ich ein Paar davon aber ohnehin aus Versehen bei 60 Grad gewaschen und damit zerstört (Freudscher Verwascher?), die können jetzt weg.
  • 1 Paar Schuhe mit Merino-Anteil. Stinken ganz fürchterlich und bekomme ich Schweißfüße drin. Soll man die alle Nasen lang waschen? Bei Schuhen auch gar nicht so praktikabel.

Das Ziel ist klar: Für eventuelle Reisen, Pilger-, Wander- oder Radwandertouren nur noch das Allernötigste dabei haben:

  • 3 Merino-T-Shirts
  • 2 Merino-Sweatshirts
  • 3 Merino-Unterhosen
  • 3 Paar Merino-Socken

3 Garnituren von Sachen, die man direkt auf der Haut trägt, sollten es eigentlich immer sein. 1 am Tag, 1 abends und nachts, 1, was gerade gewaschen wird.

Als Oberbekleidung muss noch etwas Plastik, Sporthosen und eine Funktionsjacke. Das kann Merino noch nicht.

Abseits von Touren dann noch ein paar Klamotten mehr für den Alltag und das Ausgehen, aber auch das geht mit Merino, teilweise, wie mit den Alpin-Loacker-T-Shirts (kein Affiliate-Link, sehen in echt noch etwas besser aus als auf den Fotos) gehen die auch für alles.

Aber der große Rest meiner Klamotten könnte dann langsam mal weg und damit der Kleiderschrank auch. Spannendes Projekt für die nächsten Monate. True Minimalism, wir kommen der Sache näher.

*

Wenn du per DHL eine Lieferung an die mittlerweile displaylose und (modern, modern!) nur noch appgesteuerte Packstation bekommst, DHL dabei aber irgendwie verbaselt, dass du Packstation-Kunde bist, dann brauchst du einen Abolcode.

Und den bekommst du nicht per App, sondern drei bis vier Tage später per Brief (!) in deinen Briefkasten:

Modern, modern?

*

Diese Papierknülle, die immer in den Schuhen stecken, die man online bestellt… Was ist eigentlich, wenn man die da nicht mehr rauskriegt? ?

Seriously, der da saß so fest in diesem engen Trailrunning-Schuh von On, dass ich beinahe aufgegeben hätte. Fünf Minuten habe ich da gedrückt, gezogen und gezerrt, bis er sich langsam gelöst hatte.

Überhaupt dieses ganze Stoffpapier in T-Shirts, Nadeln an Hemden, Plastikeinschläge von Oberbekleidung, Etiketten und Sticker – was für ein Müllberg da Minute für Minute global entsteht, für nichts und wieder nichts. ??‍♂️ Muss das?

*

Tallest Man on Earth: The Dreamer (2011)

Was für ein wunderbarer Song!

Kategorien
Yeah

My magical 4 weeks

Ich sage nicht: lass mit dir Schluss machen – na gut, sage ich schon. Aber wenn es dann doch passiert, passieren ungewöhnliche Dinge. In den vier Wochen seitdem habe ich Überraschendes von überraschenden Menschen gelernt, habe mich Leuten gegenüber geöffnet, denen gegenüber ich es sonst nie getan hätte, ich habe neue Erfahrungen gesammelt, viele Dinge verstanden, die ich vorher nicht sehen konnte, bin demütiger geworden und gleichzeitig selbstbewusster, ich lag buchstäblich am Boden und sehe das Ganze mit dem Abstand nun zumindest nüchterner. Ich habe gelernt, mit wem ich über deepe Themen sehr gut reden kann und wen ich besser damit in Ruhe lasse. Ich habe die Eifel für mich und das Wandern (Pilgern!) neu entdeckt. Ich habe einige Dinge neu ins Rollen gebracht, die lange liegen geblieben waren, habe mich schon ein Stück weit verändert. Alte Freunde wiedergetroffen, überraschende Begegnungen gehabt. Es haben sich neue Chancen ergeben. Genau genommen habe ich gemerkt, dass ich auch nur ein Mensch bin. Ja, Bombenerkenntnis, nein, nicht selbstverständlich.

Und wie es jetzt weitergeht? Ich weiß es nicht, und es ist auch erst einmal nicht so wichtig. Denn passenderweise hat auch die warme Jahreszeit begonnen, in der ich für gewöhnlich immer aufblühe. Es waren turbulente, traurige, aber teils auch schöne, zurückblickend äußerst ungewöhnliche Wochen. Ich würde sogar sagen: magische vier Wochen. So werde ich sie zumindest in Erinnerung behalten.

*

Nürnberger HBF. Viel mehr habe ich heute nicht gesehen.

*

Der ebenso überraschende wie sonderbare Wunsch, noch einmal Def Leppard zu hören, wenn man gerade aus dem Zug steigt. Ihr – kennt das? ?

Ebbte dann aber auch seeeehr schnell wieder ab.

Kategorien
OK

Eifelpilgern

Ich wollte eigentlich ganz viel von der Eifel und meine kleine Pilgertour letztes Wochenende erzählen, aber jetzt bin ich hier, zurück in der Stadt, und es fühlt sich an, wie aus einem anderen Zeitalter. Als wäre das nicht ich gewesen, der da drei Tage lang von Bad Münstereifel bis Prüm unterwegs war. Verrückt. Ich muss in Stichpunkten weiterschreiben, etwas anderes kriege ich gerade nicht hin:

  • Es war sehr, sehr schön!
  • Ich mag die Eifel und ihre Menschen
  • Bin ich dort, frage ich mich, warum ich eigentlich nicht immer da bin. Oder zumindest jedes zweite Wochenende da wandern.
  • Gelaufen bin ich 1x 20, 1x 30 und noch einmal 30 km, also 80. Paar Umwege muss man dazurechnen und 5km waren nicht Teil der Strecke, ich wollte mir die Wartezeit für einen Bus sparen.
  • 30km zu wandern, ist nur beim 1. Mal schlimm, bei zweiten dann keine große Sache mehr. Vielleicht lässt sich das skalieren. ?
  • Vor allem Blankenheim und Kronenburg sind verdammt hübsche Orte!
  • Beinahe noch schöner ist aber der Weg dazwischen. Selbst wenn es nur der Löwenzahn ist, der da gelb blüht.
  • Regen und heftige Steigungen gab es zum Glück nur wenig.
  • Wenn ich pilgere, egal ob zu Fuß oder mit Rad, brauche ich viel weniger Schlaf und komme morgens viel leichter raus.
  • Post-Pilger-Syndrom hat mich gleich heute ereilt. Was soll das alles hier, warum kann ich nicht wieder in der Natur sein?

Ich glaube, es ist vor allem die Schlichtheit, die Pilgern so genial macht. Du hast genau 1 Ziel vor Augen. Du musst dich nicht mit tausend Dingen auf der Arbeit oder dem Alltag herumschlagen. „Wem muss ich noch auf seine E-Mail antworten? Was koch ich heute Abend?“ Alles egal. Du musst einzig und allein von Punkt A nach Punkt B kommen, und nichts weiter. Sollte immer so sein. Warum machen wir uns mit allem anderen das Leben so schwer?

Mehr fällt mir dazu nicht ein. Deswegen heute nur noch ein paar Bilder von dem Ganzen:

Kategorien
Yeah

Geld oder Leben


Früh morgens in Prüm habe ich die Wahl: Für knapp 10 Euro mit Bussen und AST nach Kronenburg zurück, was mit Umstiegen über 3 Stunden dauert. Oder mit einem Taxi in 20 Minuten, dafür aber für um die 60 Euro. Hohe Kosten oder wertvolle Lebenszeit. Geld oder Leben.

Ich entscheide mich für das Taxi, ich habe keine Lust, einfach drei Stunden mit ÖPNV für nichts und wieder nichts zu verbraten. Der Taxifahrer klingt sehr freundlich am Telefon, kündigt seine Anfahrt binnen 10 Minuten an, kommt auch pünktlich und ist dann ein ganz junger Kerl.

Und er ist die Art von Mensch, mit der ich mich auf Anhieb verstehe. Muss man sich mit dem Taxifahrer verstehen, muss die Chemie stimmen? ? Na, schon nicht, aber schadet auch nicht. Mit Menschen aus der Eifel habe ich mich eigentlich schon immer gut verstanden.

Er begrüßt mich mit einem „Moin moin“, obwohl er, wie ich vermute und wie er gleich darauf erzählt, aus der Gegend kommt. „Ja, mein ganzes Leben schon.“ Voriges Jahr hat er das Taxiunternehmen übernommen. „Aus Bonn kommst du, hm? Nee, das wäre nichts für mich. Zu groß, zu laut, da bekäme ich keine Luft.“

Er hört die meiste Zeit zu und lässt mich reden, und ich rede tatsächlich, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Ich fühle mich neben ihm vollkommen sicher und entspannt, irgendwie löst er das in mir aus. Aber er beantwortet auch in Redelaune alles, was mich so interessiert. Dass wir sofort per du sind, erleichtert die Sache.

Nach fünf Minuten erscheint ein Anruf auf der Bordkonsole. „Bumsbiene“ ruft an. Oha, das wäre jetzt aber ein hartes Klischee, wenn das seine Partnerin wäre… Er nimmt ab – eine Männerstimme meldet sich, jovial: „Naa, alles klar bei dir? Wie lang machst du schon?“ Und dann ein wenig seriöser, die Stimme: „Du, da will einer gleich von E nach F fahren. Ich bin dann mal eine halbe Stunde unterwegs, ja?“

Nach Ende des Gesprächs klärt er auf: „Das war mein Schwiegervater. Er arbeitet mit im Betrieb. Wir haben ein sehr entspanntes Verhältnis.“

Das merkt man.

Vor der Fahrt hatte er den Preis auf „45 bis 50 Euro“ geschätzt, mittlerweile ist das Taxameter bei 66, und wir verpassen die Ausfahrt, weil er gerade noch ein Gespräch annimmt. „Du, wo müssen wir denn eigentlich raus?“, fragt er, als wir Kronenburg schon verpasst haben. „Eigentlich dahinten“, sage ich ruhig. „Oh, das war dann wohl jetzt mein Fehler“, entgegnet er. „Du! Weißt du was? Wir machen jetzt ’nen Fixpreis, 60 Euro. Ich bin ja der Chef. Dann gibt’s auch Chefbehandlung“. Und schaltet das Taxameter aus.

Als wir oben in Kronenburg ankommen und es ans Bezahlen geht, sagt er: „Ach komm, weißt was, weil heute Sonntag ist und wir uns so gut unterhalten haben, meine gute Tat: 50 Euro, und es passt.“

Ich gebe ihm 60 rüber. Er guckt überrascht. „Passt schon“, sage ich. „Eine gute Tat von dir, eine von mir, dann wird das heute ein guter Tag.“

Wir verabschieden uns mit Handschlag, beinahe wie zwei alte Freunde.

Ja, hätte ich solche Freunde dort vor Ort: Ich könnte mir zum ersten Mal überhaupt vorstellen, nicht in einer Großstadt leben zu müssen.

Es geht also nicht nur ums Geld. Alleine für diese wunderbare Begegnung hat es sich gelohnt, zum Taxi zu greifen. Geld und Leben, es ist beides möglich.

Kategorien
Alright!

Eigenes Tempo

Ich wollte heute in der Eifel pilgern gehen. Bis Bad Münstereifel war ich ja schon gekommen, aber gestern wurde es spät, ich kam heute entsprechend spät raus, hatte dann doch noch ein paar Dinge auf der Arbeit zu erledigen. Ich setzte mir 1200 als Ziel, um loszufahren. Dann wurde es hektisch, noch dazu hatte ich noch gar keine Wanderschuhe. Die schon am Montag bestellten sollten erst zwischen 1400 und 1600 Uhr kommen, meldete die Sendungsverfolgung. Aber darauf warten?

Beim zweiten Kaffee plötzlich die „Eingebung“: Wozu eigentlich der ganze Stress. Ich hatte das Hotel zwar für heute Abend gebucht, aber ob ich vorher schon eine Etappe laufen würde oder nicht: doch eigentlich egal. Warum nicht erst am späten Nachmittag aufbrechen, erstmal nur akklimatisieren und dann in aller Ruhe morgen nach dem Frühstück los?

Und so legte ich mich beim zweiten Kaffee auf die Couch. Plötzlich einen ganzen Nachmittag zu verbraten, der nicht eingeplant war. Was tun? Etwas weiter zeichnen lernen, lesen, die Steuer… aber am ehesten war mir schon nach Bewegung… Ich könnte spazieren gehen, aber wäre das sinnvoll?

Auf einmal klingelte es an der Tür: die Trailrunner kamen doch jetzt schon. Ich schaute auf die Uhr: kurz vor 1200. Jetzt nur noch eben zum Penny, paar Snacks einkaufen, Bargeld abheben (es sollte ja in die Eifel gehen), noch einmal aufs Klo, den Rucksack – und dann könnte ich eigentlich doch schon los.

Auf dem Rückweg vom Penny sah ich zwei Jungs verzweifelt mit Starterkabeln an einer alten Rostlaube herumhantieren. Sollte ich… den einen von beiden kannte ich sogar flüchtig, aber jetzt wurde es auch Zeit, wenn ich da jetzt auch noch, aber eigentlich… ach verdammt!

Ich ging rüber und bot ihnen meine Hilfe an. Wie oft auch MIR schon geholfen wurde, wenn die Karre mal nicht ansprang… Die beiden Jungs sahen begeistert aus, ich bat sie, fünf Minuten zu warten und sie sagten okay.

Und jetzt ging es schnell. Hoch, die Einkaufssachen in die Schränke geworfen, den Rucksack geschultert (verdammt! Beinahe die Kulturtasche vergessen) und mit Sack und Pack in den Wagen gestiegen. An den beiden Jungs hätte ich eh vorbei gemusst. Motorhaube auf, die Kabel angeschlossen, dem Typen Starthilfe gegeben, noch schnell Navi und Musik angemacht und dann los.

Insgesamt wurde es so eine Stunde später als ursprünglich geplant. Aber es fühlte sich besser an, weil es nach meinem Tempo ging und nach dem Tempo von… ja wem eigentlich? ? Dem gestessten Overachiever in mir?

Und wären die Schuhe überhaupt schon so früh gekommen, wenn ich verzweifelt gewartet hötte?

Sie passten dann übrigens nicht und gingen direkt wieder zurück. ? Darauf zu warten, hätte sich also so oder so nicht gelohnt.

*
Kohle

Nicky und Juan fragen mich manchmal, wann ich mal wieder nach Porto käme. Ich finde dann viele Gründe dagegen: wenig Zeit, anstrengender Flug, Flightshaming. Aber natürlich auch Geld. Bei meinem letzten Besuch dort hatte der Flug über 200 Euro hin und zurück gekostet, wenn ich jetzt im Juni mal wieder rüberfliege (ick freu mir!) sind es immerhin noch 130, also 65 Euro pro Strecke.

Genau den gleichen Preis, 65 Euro, habe ich heute für eine zwanzigminütige Fahrt im Taxi von Blankenheim bis Bad Münstereifel bezahlt. Weil es keine Busverbindung ohne dreimal umsteigen zwischen den beiden 20 km entfernten Orten gibt.

Ich wollte das so, ich hatte das schon eingeplant (na gut, eigentlich eher 50€), aber es ist schon verrückt, wenn man die Distanzen vergleicht. Die schnellstmöglichen Verkehrsmittel zischen Bonn und Porto (2000 km) sowie zwischen Blankenheim und Bad Münstereifel (20km) kosten dasselbe.

Und ja, die Eifel ist völlig abgehängt. Aber dazu demnächst mal mehr.

*

Schön ist die Eifel aber! Blankenheim: wow!

*
Mein Hotelzimmer hat ein Lehnstuhl mit Blick auf den Parkplatz. Hab den ganzen Abend darin verbracht, organisiert und gechillt. Ich glaube, so einen hätte ich auch ganz gerne.